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sowohl am Nordrand als am Südrand der Alpen überall giltig erweist. Die Randstädte
der Alpen entstanden dort, wo die größeren Flußthäler ans dem Gebirge treten, und
wurden umso größer, je bedeutender die Verzweigungen der Verkehrslinie!? sind, welche an
diesen Flüssen verlaufen.
Die Bedeutung der Verkehrslinien wechselt sehr nach politischen nnd wirtschaftlichen
Verhältnissen. Da die Stadt Salzburg zuerst unter dem Namen Jnvavnm auftauchte, als
norische Stadt uuter römischer Botmäßigkeit, lag sie in einer entfernten, wenig gesicherten
Grenzprovinz eines Reiches, das jenseits der Alpen seinen Schwerpunkt hatte. Die
Verkehrsstraße, welche die Salzach auswärts in den Pongan, dann über den „Tanern"
zur Mnr und über mehrere weitere Pässe zu den norischen Hanptorten Virnnnm und
Ämona (Klagenfurt und Laibach) führte, war damals eine vom Rande des Reiches gegen
den Mittelpunkt radial zulaufende, also gewiß nicht ohne Bedeutung, allerdings infolge
ihrer Unbequemlichkeit weniger wichtig als die benachbarte Brennerlinie, welche von
Angusta Vindelieornm (Augsburg) bis an die Grenze Italiens nur zwei Wasserscheiden
zu übersteige» brauchte, während zwischen Jnvavnm und Aqnileja deren fünf überwunden
werden mußten.
Zur Zeit, da aus den Trümmern von Jnvavnm S a l z b u r g wieder entstand,
lag die Stadt an den Grenzen der halben Barbarei gegen die ganze, an der Grenze des
Agilolsingischen Baierns und der heidnischen Slavenländer. Als diese der Schauplatz
einer weit ausgreifenden und erfolgreichen Mission und Colonisation wurden, wuchs die
Bedeutung des Ausgangspunktes der Straßen, welche in die nen erworbenen Gebiete
führten, in hohem Grade. Da aber diese Länder sich später vom baierischeu Mutterland
unabhängig machten und in der Donaustadt Wien einen eigenen Mittelpunkt von der
größten selbständigen Bedeutung gewannen, sank die Wichtigkeit Salzburgs als Verkehrs-
knotenpunkt. Doch war es inzwischen der durch reiche Bauten geschmückte Sitz eines
geistlichen Fürsten geworden, welcher ein wohlabgerundetes Staatsgebiet sein eigen nannte,
nnd eiu beständiger, wenn auch uicht sehr lebhafter Verkehr über die iuuereu Pässe des
Gebirges uahm hier seinen Ausgangspunkt.
In neuer Zeit, als die Eiseubahueu so viele einst wichtige Plätze zur Verödung und
früher unbekannte zur Blüte brachten, gelang es Salzburg, sich auf die gewinnende Seite
zu schlagen. Es ist einer der bedeutendsten Eisenbahn-Knotenpunkte am Nordrande der
Alpen und vermittelt vor Allem im Sommer einen großen Personenverkehr. Hingegen
erscheint sein Aufschwung als Handels- oder Jndnstrieplatz in sehr enge Grenzen gebannt
durch die unmittelbare Nachbarschaft einer durch hohe Zölle gewappneten Grenze, welche
ein reiches unter den Augen der Stadt liegendes Gebiet ihrem Verkehr entzieht. So hat
mannigfach vertheilte Gunst und Ungunst der Lage und Geschicke Salzburg uur zu einer
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch