Seite - 336 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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Osten gegen den Paß Lneg nur dnrch eine enge Schlucht zugänglich, liegt ein ziemlich
breites Thal, in der Sohle sowohl als auch an den Hängen hinauf bis zu den Wänden
nnd den Grenzen, welche die Natur dem Baumwuchs steckt, bedeckt mit dichtem Forste.
Nur in der Mitte, etwa anderthalb Stunden vom Thaleingang, ist eine weite Lichtung
gelassen und auf dieser liegt ein geräumiges Jagdschloß, im XVII. Jahrhundert vom
Erzbischof Wolf Dietrich erbaut. Fragt man, wozu wohl in dieser Waldeinsamkeit ein
Schloß gedient haben mag, das für Hunderte von Menschen und Pferden Ranm darbietet,
so gibt die Geschichte des Jagdbetriebes genügenden Aufschluß. Die Abgeschlossenheit
des Thales, welche dem Hochwild das Entrinnen völlig unmöglich macht, ließ es besonders
geeignet erscheinen für die sogenannten eingestellten Jagden. Durch Hunderte von Treibern
wurde das Wild vor der Jagd allmälig in den innersten Winkel des Thales gedrängt und
dann durch Placheu eingestellt. Darauf nahm der hohe Jagdherr sammt seinen fürstlichen
Gästen an der Plache seinen Stand, das Wild wurde ausgetrieben und „nach Abschießung
einiger Capitalhirsche" war das Vergnügen beendet, für welches Hunderte von Menschen
wochenlang thätig gewesen waren. Da brauchte man für Gefolge, Köche, Jagdpersonal
und Treiber freilich große Räume. Jetzt geht es stiller in Blühubach zu, weuu auch gewiß
nicht weniger waidmännifch, wofür die vielen Hunderte von Geweihen und Gamskrickelu,
welche die Wände aller Corridore und Gemächer des Schlosses bedecken, Zeugniß ablegen.
Das Bergmassiv, welches das Blühnbachthal nach Süden abschließt, ist die höchste
Erhebung der salzburgischen Kalkalpen. Bis 2.938 Meter thürmt sich die ganze Schicht-
folge der Triassormatiou in regelmäßigen Lagen auf, iu eiuer steileu Waud uach Südeu
abbrechend, während sich oben eine nach Norden abgedachte Hochfläche ausdehnt. Diese
trägt ein breites Firnfeld, den „ewigen Schnee", von dem wie von der Blümlisalp in
der Schweiz die Sage geht, daß hier einst eine üppige Alpe gewesen sei, über welche
infolge des sträflichen Übermuthes der Senner das Verhängniß hereingebrochen ist. Der
höchste Punkt, der „Hochkönig", liegt hart am Südrand und beherrscht eine sehr bedeutende
Rundschau. Vor sich iu der Tiefe sieht der Beschauer ein verhältnißmäßig niedriges mit
Wäldern uud grünen Matten bedecktes Bergland, das Thonschiefergebirge, welches sich
hier zwischen den Kalkalpen und Centralalpen einschiebt. Dahinter erscheint die Furche
des Salzachthales, welche das Schiefergebirge iu gerade west-östlich lausender Linie
begrenzt. Darüber aber baut sich überaus stattlich, soweit das Auge reicht, vom fernsten
Westen bis zum fernsten Osten die Hauptkette der Ostalpen auf, die hohen Tauern. Wir
haben hier den Typus einer echten Gebirgskette vor uns: ein beeister Hauptkamm, von
dem sich in großer Anzahl parallele Querkämme abzweigen. Gerade nach Süden sehen wir
von unserem Standpunkte zwischen jene zwei Querkämme hinein, welche das Ranriserthal
einschließen; die folgenden nach rechts und links zeigen sich je weiter entfernt, desto mehr
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch