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Er ist leider erst seither fast vollkommen zerstört worden. Im Salzachthal aufwärts
gelangen wir nach Durchschreitung mehrerer Thalengen, wo der Raum für die Bahn
mühsam dem Fels abgerungen ist, an die Einmündungsstelle der Gasteiner Ache. Es öffnet
sich eine düstere Felsschlucht, in welcher ein stattlicher Wasserfall schäumt. Doch uur eiueu
Augenblick ist dem mit der Bahn Vorbeifahrenden das Bild vergönnt; gleich darauf hält
der Zug in der Station Lend-Gastein. Wir verlassen die Bahn und folgen den steilen
Straßenwindungen, welche unmittelbar beim Orte Leud beginnen. Bald eröffnet sich der
Blick in die Schlucht, iu der die Gasteiner Ache dem erwähnten Wasserfall zueilt. Wieder
ein Klammbild, nicht so schaurig als das der Liechtensteinklamm, aber doch sehr malerisch
und abwechselud. Durch eine sehr enge Stelle, wo eine mittelalterliche Burg den Pfad zu
sperren vermochte, gelangen wir in die breite und ausgedehnte unterste Stufe des Gasteiner-
Thales, welche 200 Meter höher als das Salzachthal liegt. Den Thalgrund erfüllen fenchte
Wiesen, Felder und Wälder ziehen sich die Hänge der bis zn den Kämmen begrünten
Berge hinan. Mehrere Stunden lang bleibt der Charakter der Landschaft uuveräudert,
bis wir nach Hos-Gastein, dem Hauptorte des Thales, gelangen. Hier schließt sich der
breite ebene Thalboden und wir sehen drei Seitenthäler zusammenlaufen, welche mit hohen
Stnfen ins Hanptthal absetzen, westlich das Angerthal, östlich das Kötschachthal, durch
welches verschneite Gipfel herableuchten, und in der Mitte das Thal von Wildbad-Gaftein,
welches als die Fortsetzung des Hauptthales gilt.
Hos-Gasteiu war im XVI. Jahrhundert der Sitz der reichen Bergherren Zott,
Weitmoser und Anderer, deren prunkhafte Häuser uud Grabmäler die alleinigen Zeugen
des längst verschwundenen Wohlstandes geblieben sind. Jetzt ist die Therme eine bei weitem
größere und wichtigere Einnahmequelle für das Thal geworden als der Goldbergbau und
Hof-Gastein nimmt insofern daran Antheil, als man eine Leitung des heißen Quellwassers
vom Wildbad hierher angelegt hat. Es ziehen auch viele Badegäste den ruhigeren Aufenthalt
hier dem Gedränge im Wildbade vor. Dort ist in der That Alles gedrängt, die Häuser,
die Menschen, die Natur. Eine eigenthümlichere Lage läßt sich nicht leicht denken. Die
Quellen brechen gerade da aus dem Fels hervor, wo das Thal in einer sehr bedeutenden
Stufe absetzt. Auf eiue Strecke von etwa einem Kilometer beträgt das Gefälle der Ache
über zweihundert Meter, so daß sie an einer Stelle in einem Wasserfall sich fast ganz in
weißen Schaum auflöst. Unter diesem Wasserfall hervor laufen die Leitungsröhren der
Quellen und um ihn herum auf den sehr steil geneigten Bergabhängen haben sich mit der
peinlichsten Ausnützung anch des kleinsten Fleckchens die Häuser des Badeortes angesiedelt.
Daß die Grundfesten des einen Hauses höher liegen als das Dach des vorigen, wiederholt
sich uicht einmal, sondern drei- und viermal über einander. Noch vor dreißig Jahren
waren diese Hänser größtentheils schlichte braune Holzgebände; seither ist das schwierige
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch