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Die Römerzeit.
So gut wir durch Funde und Nachrichten der Schriftsteller über eine beschränkte
Seite des Lebens und Treibens der vorrömischen Bevölkerung Salzburgs, nämlich den
Bergban unterrichtet sind, so unvollkommen ist unser Wissen über alle anderen Beziehungen
nnd Verhältnisse derselben. Können wir ja nicht einmal mit Sicherheit die Nationalität
bestimmen, welcher sie angehörte, um wie viel weniger die staatlichen Abgrenzungen,
die politischen Zustände, den Culturgrad. Gewöhnlich hält man die Bewohner des
römischen Norienms für Kelten; es gibt aber auch Anhaltspunkte dafür, daß sie
germanischen Ursprungs gewesen seien. So karg fließen die Nachrichten über unsere
Landstriche bei den römischen Schriftstellern, daß wir selbst von ihrer Einverleibung
in das römische Reich kaum mehr als die nackte Thatsache erfahren. Drusus und Tiberins,
die Stiefsöhne des Augustus, drangen im Jahre 15 vor Christi Geburt über den Brenner-
paß in das nördliche Alpenvorland ein und machten dasselbe zu einem Bestandtheile des
römischen Reiches. Von irgend welchen Schwierigkeiten dieser Unternehmung wird nichts
berichtet; nur der Stamm der Ambisontier, den wir wohl im Salzburgischen vermuthen
dürfen, leistete einigen Widerstand. Das Land wurde nicht sofort in eine römische Provinz
verwandelt, sondern blieb zunächst als „rexrmin" Noricum unter der Verwaltung eines
kaiserlichen Procurators, — ein Übergangsverhältniß, das bei den Römern sehr beliebt
war und den Schlnß gestattet, daß in Norienm schon vorher irgend eine dem Königthum
ähnliche Einrichtung und Znsammenfassung der Einzelgaue bestanden haben mag.
Daß die Stadt Salzburg damals bereits vorhanden gewesen ist, scheint zweifellos.
Sie begegnet uns zwei Menschenalter später, unter Kaiser Claudius, als römische Stadt-
gemeinde mit dem Namen LIauäium ^uvavum. In welchem Grade das Land selbst,
besonders das Gebirgsland, bevölkert und von römischer Cultur erfüllt war, ist schwer zu
sagen. Die Funde an Jnschriftsteinen und Geräthschaften, die Spuren von Bauten und
Ortschaften beschränken sich fast ausschließlich auf die Linie der römischen Heerstraße,
welche das Land durchzog. Spuren des Straßenzuges sind uns in Meilensteinen, hier und
da auch in Resten des Straßenkörpers erhalten, sowie der Verlauf durch die römischen
Karten und Stationsverzeichnisse verbürgt ist.
Die Straßen der Ostalpenländer hatten ihren Ausgangspunkt in Aqnileja. Sie
betraten das Land Salzburg daher vom Süden aus, und zwar trafen im Lnngan zwei
Straßen, eine von Noreia längs der Mnr, die andere von Tenrnia über den Katfchberg
kommend, zusammen. Der rauhe Lungan ist daher gar nicht arm an römischen Monumenten.
Schöne Porträtreliefs, Votiv- und Grabsteine fanden sich an mehreren Orten, besonders
bei St. Michael an der Mnr. Die vereinigten Straßen überschritten dann den Radstatter
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch