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Dvch scheint sich die Besiedlung noch nicht weit in das Gebirge hinein erstreckt zn
haben. Eine ebenfalls sehr alte Aufschreibung, welche wenige Menschenalter später
entstanden ist, erzählt auch hierüber sehr charakteristische Einzelheiten. Während noch
Rupert auf dem bischöflichen Stuhle von Salzburg saß, begaben sich zwei Kirchenleute,
von deueu der eine dem Namen nach ein Romane war, in die „Einöde" des Gebirges
innerhalb des Passes Lneg, um daselbst zu jagen und Gold zu waschen. Da wurden sie
dnrch eine überirdische Erscheinung, wie es heißt, aufmerksam gemacht, berichteten darüber
dem Bischof und dieser erbaute an dem von den Himmlischen bezeichneten Ort eine Zelle
und ein Gotteshans. Es ist das heutige Bischofshofen im Pongau. Aber bald wurde dieser
Borposten der christlichen Cultur durch einen Einfall der heidnischen Slaven, welche wohl
aus dem Lnngan oder dem mittleren Ennsthal kamen, zerstört. Erst ein Menschenalter
später, als durch die Kriegszüge der Herzoge Odilo uud Thassilo die baierische Herrschaft
weit gegen die kärntnerischen und steirischen Slaven vorgeschoben worden war, konnte die
Stiftung Ruperts wieder erneuert werden.
Aus diesen uud ähnlichen Nachrichten wird die Stellung Salzburgs zur Zeit der
Gründung des Bisthums als Stützpunkt der fortschreitenden Bekehrung und Cultur klar.
Das Vlll. Jahrhundert brachte die Abrnndnng und den Ausbau des Begonnenen.
Zwar ist infolge der Unsicherheit der Zeitrechnung die Bischofsreihe nicht zweifellos, doch
treten einzelne Persöulichkeiten, wie der energische nnd gelehrte Jrländer Virgilins deutlich
hervor. In seiner Zeit wurde die baierische Kirche durch deu heiligen Bonifatius eudgiltig
eingerichtet, es eutstauden iu der Nähe Salzburgs die Stifte Mondsee, Chiemsee und wahr-
scheinlich auch Mattsee uud die Carantauer, welche durch salzburgische Priester bekehrt
wurden, kamen zur Diöeese. Wir vernehmen von einer bischöflichen Schule, vou der
Errichtung des Domcapitels nnd der Erbannng eines nenen stattlichen Münsters. Auch
der Besitz des Bisthums mehrte sich in der damals üblichen Weise. Sowohl von den
Herzogen als vou Privatpersonen erhielt dasselbe große Schenkungen an Land und
Leuten, so daß sich sein Eigenthum schou damals über mehrere Tausende von Bauern-
gütern, ausgedehnte Forste, Alpeu, Weide- und Jagdrechte erstreckte.
Einen wahrhaft großartigen Aufschwung brachte für das Salzburger Bisthum die
Einverleibung Baierus ius Frankenreich durch Harl deu Großen im Jahre 788. Schon
einige Jahre früher war ein geborner Franke, Arno, Bischof geworden, der mit dem
fränkischen Hose uud besonders mit Karls berühmtem Frennde und Rathgeber Aleuiu in
engeu Beziehungen staub. Als nnn die baierischen Angelegeuheiteu neu geordnet wurden,
schien es nothwendig, für dieses große Gebiet ein Erzbisthum zu gründen, uud Karls uud
des Papstes Wahl fiel ans Salzburg. Ob hierbei die Rücksicht auf die Persou Arnos oder
auf Salzburgs bereits erlangte Stellung in den Slavenländern entscheidend war, wissen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch