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Die Slavenreiche verschwanden spurlos nnd die verheerenden Streifziige der furchtbar
beweglichen Feinde erstreckte» sich bald bis iu die deutsche» Greuzlandschasteu. Da eiu
fränkisches Gesaiumtreich nicht »lehr u»d ein deutsches Reich uoch nicht bestaud, so mußte»
die Baier» sehen, wie sie allein mit der Abwehr zurechtkäme». Ein großes Heer, in welchem
auch die baierischen Bischöfe mit ihre» Kircheuleuten nicht fehlten, trat den Ungarn entgegen.
Irgendwo „in den östlichen Gegenden", also wohl in Niederösterreich, vielleicht auch iu
Ungarn selbst, fand die Schlacht statt (907). Sie brachte eine vollständige Niederlage der
Baiern, alle Anführer wurden erschlagen, darunter auch der Erzbischos Dietmar I. von
Salzburg und die Bischöfe von Pasfan und Brixen.
Die Folge dieses vernichtenden Schlages war der Verlust aller Länder, welche ma»
mit dem Kreuze, dem Schwerte und dem Pfluge seit de» Tagen Karl des Grvßen erruugeu
hatte. Der baierische Stamm wurde im Allgemeine» auf die Grenze» der agilolfingifchen
Periode zurückgeworfen; die Besitzungen und der Sprengel von Westuugarn waren gänzlich
uud dauernd für Salzburg verloren, wenn sich die Erzbischöse auch noch Jahrhunderte
lang ihre Güter bei Steinamanger und Fünfkirchen von den Kaisern bestätigen ließen.
Die Streifzüge derUngarn suchten von nuu an Baiern selbst in der schrecklichsten Weise
heim. Von einer Belagerung oder Berennnng Salzburgs selbst ist uns zwar nichts über-
liefert, aber die benachbarten Klöster sanken in Asche nnd in den Urkunden des Erzbischoss
Adalbert (919 bis 934) werden verwüstete und leer stehende Güter selbst in der Nähe
der Stadt häufig erwähnt. Erst nachdem diese Heimsuchung mehr als ein Menschenalter
gedauert hatte, wurde durch die Siege Herzogs Heinrich I. von Baiern und vor Allem
durch König Ottos I. Sieg auf dem Lechfeld (955) Abhilfe gebracht. — Im Allgemeinen
standen die Salzburger Erzbifchöfe dieser Zeit in trefflichen: Einvernehmen mit den Königen
und Kaisern aus den: sächsischen Hause. Nur Einer machte eine Ausnahme. Herold ließ
sich in den Aufruhr verwickeln, welchen Lindolf 953 gegen seinen Vater Otto I. erhob.
Herold wurde vou Ottos Bruder Herzog Heinrich von Baiern gefangen genommen und
geblendet und bald darauf auch mit Zustimmung des Papstes von seinem Stuhle entfernt.
Sein Nachfolger war Friedrich I- aus einem weitverzweigten und ansehnlichen Geschlechte,
das unter dem Namen der Aribone» bekannt ist und sowohl in Oberbaiern als in Kärnten
und der Ostmark damals eine große Rolle gespielt hat. Er behielt in einem heftigen Streite
mit Passau um die Metropolitanwürde in den östlichen Ländern die Oberhand.
Von dem Erzbischöse Hartwig, der den Ruhm der Heiligkeit genoß, wird eine
anmuthige Legende erzählt. Als er einst im strengen Winter ein Gebirgsthal besuchte,
schnitt er sich ein dürres Reis zu einem Stocke zurecht. Während er mit dem Stabe dahin-
wandelte, begann dieser plötzlich Knospen und Blüten zu treiben, woraus die Heiligkeit
des Trägers offenbar wurde. Seither heißt die Stätte des Wunders Blühnbach.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch