Seite - 399 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 399 -
Text der Seite - 399 -
399
überlassen blieb, da Friedrich nicht mehr aus Italien zurückkehrte, wurde die Sache für die
Herzoge und Bischöfe noch leichter, denn nun verglichen sich die Nachbarn über die etwa
frei werdenden Gebiete, ohne sich um die Reichsregierung irgendwie zu kümmern. So
wurden die Grenzen von Salzburg und Baiern durch zwei Verträge von 1254 nnd 1275
zwischen diesen beiden Mächten ohne Intervention eines Königs festgestellt und hiebei das
große Erbe der alten und hochangesehenen Grafen von Plain getheilt. So vollzog sich
innerhalb weniger Jahrzehnte die Ausbildung nnd Abschließnng des Territoriums, wie es
als geistlicher Staat bis 1803 bestanden hat und uach Verlust eines bedeutenden Bruch-
stückes gegen Baiern zu als österreichisches Kronland noch hente besteht.
Erzbischos Eberhard II. war, ungleich allen seinen Vorgängern, ein treuer Anhänger
der Hohenstaufen, auch in ihren Kämpfen mit den Päpsten, ein Mann voll Kraft und
Rührigkeit sowohl in weltlichen als geistlichen Dingen. Er gründete ebenfalls Bisthümer
wie Gebhard, und zwar drei: eines in Chiemsee, eines in Lavant für Unterkonten nnd
eines in Seckan für Obersteier. Die beiden letzteren, ebenso wie Gnrk, bestehen noch jetzt,
nur haben sie ihre Sitze nach Marburg, Graz und Klagenfurt verlegt.
Als Eberhard in hohem Alter gestorben war, kam eine Zeit großer Verwirrung
über das Erzbisthum, da das Domcapitel sich bestimmen ließ, den Bruder des Herzogs
Ulrich von Kärnten, Phil ipp, zu berufe». Dieser Mann, der aller geistlichen Gesinnung
bar, aber desto tiefer in die dynastischen Händel verflochten war, welche nach dem Aussterben
der Babeuberger eben damals im ganzen Ostlande ausbrachen, weigerte sich die priester-
lichen Weiheu zu empfangen. Infolge dessen nahm das Domcapitel eine Neuwahl vor und
betrieb beim Papste seine Absetzung. Aber der neugewählte Ulrich von Seckau konnte
nicht einmal die Kosten seiner Erhebung aufbringen und vermochte sich vor seinem mächtigen
Gegner nicht zu behaupten. Baiern und Ottokar von Böhmen mischten sich in den Handel,
und das Stiftsgebiet, ja die Stadt Salzburg selbst wurden durch Krieg und Verheerung
auf das ärgste heimgesucht. Nachdem dieser Zustand fast zehn Jahre gedauert hatte, zog sich
Ulrich freiwillig zurück, und da Philipp vom Papste rechtmäßig abgesetzt war, konnte man
abermals zu einer Nenwahl schreiten (1265). Sie traf einen noch sehr jnngen Angehörigen
des böhmischen Königshauses, Ladis laus , der ein würdiger Priester war, aber das Erz-
bisthum in die Clientel des damals so mächtigen Ottokar brachte. Doch starb er schon 1270
und sein Nachfolger Friedrich von Walchen schlug eine entgegengesetzte Politik ein.
Dieser Erzbischos hatte großen Antheil an dem Erfolge Rudolfs von Habsburg
gegen Ottokar II. Nicht nur, daß er Rudolf fortwährend aufmunterte, die große Unter-
nehmung zu wagen, nnd daß er seine salzburgischen Ritter vollzählig zum königlichen
Heere stoßen ließ, sondern gerade in der schwierigen Periode der Vorbereitung leistete er
Rudolf die größten Dienste, indem er den weitgreifenden Einfluß, deu er iu Österreich
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch