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eines stellvertretenden Reichstagscommissärs in Regensburg anvertraute. Die Bauthätigkeit
wurde bis gegen die Mitte des XVIII. Jahrhunderts eifrig fortgesetzt und besonders aus der
Zeit der Erzbischöfe Max Gaudolf Graf Kueuburg und Johann Ernst Graf
Thun stammen viele stattliche Bauten, welche noch gegenwärtig das Stadtbild beherrschen.
Nnr einmal noch machte Salzburg gauz Europa von sich sprechen, aber leider uicht
im besten Sinne, uud zwar durch die bekannte Protestanten-Austreibung des Jahres 1731.
Die ganze lange Zeit seit dem Bauernkriege hatte die Klage nie völlig geschwiegen, daß
der Protestantismus unter der Hülle der Rechtgläubigkeit heimlich fortbestehe. Vielfache
Missionen, auch vereinzelte Bestrafungen und Austreibungen kleinerer Gruppen waren
vorangegangen, als unter der Regierung des Erzbischoss Leopold Anton Freiherrn
von Firmian die Gegensätze zwischen Regierung und Unterthanen sich immer schärfer
zuspitzten, bis endlich der Erzbischof es seiner geistlichen Stellung schuldig zu sein glaubte,
eine Gewaltmaßregel zur Herstellung des Katholicismus zu ergreifen. Gestützt auf eiue
Bestimmung des westfälischen Friedens, welche ihm dazn das Recht gab, stellte er seine
Unterthanen, die nun ihren protestantischen Glauben offen bekannten, vor den Zwang,
entweder zum Katholicismus zurückzukehren oder anszuwauderu. Wahrscheinlich zur
großen Überraschung des Erzbischoss wühlten mehr als 30.900 Menschen das letztere,
was in den protestantischen Ländern einen Stnrm der Entrüstung hervorrief. Hundert
Jahre früher würde eine solche Maßregel vielleicht als etwas Rechtmäßiges nnd nicht
Ungewöhnliches empfunden worden sein; inzwischen hatte aber der Geist der Duldung unter
den Coufessioueu solche Fortschritte gemacht, daß des Erzbischoss Handlungsweise als
mittelalterliche Härte erschien. Die Ausgewanderten folgten znr größeren Hälfte einem Rufe
des Königs Friedrich Wilhelm I. nach Ostpreußen, wo sie sich in den Kreisen Jnsterbnrg
und Gnmbinnen niederließen und noch jetzt einen geachteten nnd hervorragenden Theil der
Bevölkerung bilden. Ein anderer kleinerer Theil ging nach Nordamerika uud siedelte sich
bei Savauuah an; gegenwärtig hat diese Colonie ihre Nationalität und Sprache bereits
ausgegeben. Die mitausgewanderten Berchtesgadener blieben in Nürnberg. Die meisten
Auswanderer stellte der Pongau, weniger der Pinzgan und der Lnngan. Wie sehr das
Land dnrch eine solche Entvölkerung geschwächt wurde, braucht nicht gesagt zn werden.
Im Jahre 1782 wurde Hierouymns Graf Colloredo zum Erzbischof gewählt,
ein kluger uud den Regiernngsgeschästeu eifrig obliegender Mann, der nicht mit Unrecht
als ein würdiger Zeitgenosse des großen Kaisers Josef betrachtet werden kann. Reformen
begannen in allen Zweigen des Staatsdienstes, vor Allem in den Finanzen. Sehr
bemerkenswerth ist anch Hieronymus' Verhalten zu deu kirchlichen Maßregeln Kaiser Josefs
in den österreichischen Ländern, von denen ja ein so großer Theil zur Erzdiöcese Salzburg
gehörte. Man möchte wohl lauten Protest oder stille Gegnerschaft erwarten, doch ist davon
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch