Seite - 431 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
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und Arbeiterfrauen aus! Jetzt ist der wienerische Modehut, die Spitzen- oder wattirte
Haube, die Frostkapuze oder der Capuschou, auf dem Lande das große seidene oder
wollene schwarze Kopstuch, auf dem Hinterkopfe geknüpft, zwei lange Enden weit herab-
hängend, an deren Stelle getreten. Der gelbe Filzhut mit dem Kugelgupf im Pinzgan ist
unsichtbar geworden, das Stroh-„geinzei", einst sogar noch flotte Hochzeitstracht, ist zur
Arbeitstracht herabgesunken. Die spitzigen „Nebelstecher", Filzhüte mit breiten, herab-
gebogenen Krempen, trugeu uoch vor sechzig Jahren Brautmütter im Luugau und in
anderen abgelegenen Thälern. Die hohen, gleich weiten schwarzen Filzhüte, die Nachfolger
der vorigen, sind Mänueru und Weibern zu schwer geworden, sie müssen bald oben euger,
bald niedriger sein; der Filz wird feiner, soll einmal glatt, einmal rauh sein; der „Prampft"
(Krempe) wird bald schmäler, bald breiter, abstehend oder aufgekrempt getragen. Man
setzt den Hut dort senkrecht aus den Kopf, anderwärts läßt er den Borderkopf freier,
wodurch Antlitz und Haltung selbstbewußter erscheinen.
Da die grobe „hauswircheue", „rnpsene" Leinwand viel seltener wird, so entfällt
die Scheu, dieselbe am Leibe (als Unterhemd), „Glenkapsoad", sehen zu lassen, und die
Sitte ein Oberhemd zu tragen, welches „Hansei" heißt, daher diese Bezeichnungen bereits
halbvergessen sind. Ans dem Lande und auch in der Stadt trug man den mehrmals um de»
Hals geschlungene» „Flor", der vorne mit einer Schnalle aus Silberfiligran zusammen-
gehalten wurde. An seine Stelle ist das seidene, farbige, geblümte „Halstuch" und die
„Halskette" getreten. Ersteres wird über der Brust gekreuzt, mit einem Ringe zusammen-
gehalten, die beiden Enden entweder anßen am Mieder befestigt oder hineingesteckt. Seitdem
die Haarnadel mit dem Filigranknopf nnr noch iu den Gebirgsthälern getragen wird und
die Florschnalle außer Gebrauch kam, bilden die silberne Halskette mit sieben bis neun
Gängen und der perlenbesetzten Schließe nach vorne, dann die moderne Brnstnadel die
zwei Hanptstücke weiblichen Schmuckes, deun die Ohrringe sind weder allgemein, noch stark
ans dem Lande verbreitet. Leibel, Spenfer, Miederleibel und Latz uuter dem offenen oder
geschlossenen Spenser oder Corset werden in verschiedener Abwechslung getragen.
Perkalenö Ormling, a rnpfanö Pfoad,
Tö Spitz' müß'n sein a zwerchö Hand broat:
Und 's Micda nöt z'lang,
Nöt z'knrz und nöt z'drang,
Weil d'Sadlroß a leichta gehnt,
Wann's gut ansg'sadlt send. Js 's Mensch bei an Banan oda dei n Wirth,
Muß's Miedaleibl sein schön ausgarnirt,
Ta Spensa schen kloan,
Ast is a', wie'r i inocm;
Und's Kitei nöt z'lang,
Ast sicht ma r an Gang.
In den Märkten Gastein, Zell, Saalselden hält die Bürgersfran noch auf ihre kleid-
same und bei festlicher Gelegenheit reiche Tracht: der niedere, breitkrämpige, schwarze
Stroh- oder Filzhut mit goldener Schnur und Quaste, die Krempe mit blumeugesticktem
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch