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Ortsanlagen und !Vohnnnqen.
Die deutschen Einwanderer siedelten sich einzeln oder in Genossenschaften neben den
nicht mehr zahlreichen alten Landeseinwohnern an, von deren fremdsprachigen Güter- und
Ortsnamen sich mehrere erhalten haben. So entstanden sehr viele Einzelngüter, aber auch
Weiler uud Dörfer, in denen sich Führer mit ihren Gefolgschaften niederließen. Zu deu
ältesten deutschen Ortsuameu zählen die auf -iug uud -Wang, wie Anthering, Ützling,
Elsenwang, Spanswang, die über das Jahr 1000 unserer Zeitrechnung zurückreichen.
Jahrhunderte dauerte die Culturarbeit der Walddurchschläge (Holzgassen), des Rodens
der Auen au deu Bächeu, des Trocknens moosiger Strecken, des Rentens oder Nieder-
brennens von Waldungen, — daher viele Hunderte von Guts- und Ortsnamen, die mit
-gasse, -au, -bach, -mos, -braud, -schwant, -mais, -rent zusammengesetzt sind.
Als sich im XIII. und XIV. Jahrhundert die Lage der Bauernschaft besserte, wurden
große Güter iu zwei, drei, vier Eiuzelugüter zerlegt und denselben anbanwürdige Strecken
zugetheilt, deren es noch eine Menge gab. Man behielt die alten Gutsnamcn bei nnd
unterschied die ueu entstandenen dnrch die Vorsatzwörter Ober-, Unter-, Vorder-,
Hinter- n. s. w. Darum herrscht die zerstreute Ausiedluugsweise vor. Erst iu der ueuereu
Zeit wurden solche Einzelngüter zu Weilern, Ortschaften zusammengefaßt, endlich mit
Nachbardörfern zu Gemeiudeu vereinigt, deren Bezirk bisweilen ein sechs bis acht Stunden
langes Thal begreift.
Die Ortsgestalt ist auf die Anlage von Dörfern und Märkten von bestimmendem
Einfluß gewesen. Längs der Straßen, an Bach- oder Flnßnfern stehen die Häuser in
zerstreuten Reihen, von Peuuteu (eingezäunten Grundstücken), Vorgärten, Stadelzufahrten,
Ackerwegen, Fußsteigen, Unland oder wüsten Flecken unterbrochen. An Wegkreuzungen,
Straßenzwieseln, Thalmündnngen folgen die Häusergruppen den Verkehrslinien, oft über
Hügel nnd durch Hohlwege. Neubefiedelte Gründe erscheinen als angefügte Häusergruppen,
Verlängerungen oder Zweige der alte» Orte, als „Peuuteu", „Rotten", „Vormärkte",
selbst als „Burgfriede" vou Dörfern.
Schon bei der ersten Ansiedlung wurden die Flnren aller alten Dorfmarken in drei
Felder, „Zeigen", getheilt, in das Winter-, Sommer- und Brachfeld, die uoch heute ihre
befoudereu Namen tragen, Unter-, Ober-, Hinter-, Stadel-, Kirchfeld n.f.w. Jeder ansässige
Dorfgenosse besaß iü jedem dieser drei Felder seinen vermarkten Antheil. Daher stehen
auch heutzutage die Häuser im Dorfe nicht in der Mitte oder am Dorfrande ihrer
Feldnngen, fouderu oft eine viertel bis halbe Stunde von einzelnen ihrer Gründe entfernt.
Erst die im Laufe dieses Jahrhunderts neu entstandenen Ortschaften Leopoldskron und
Neu-Maxglau machen eine Ausnahme. Sie sind durch Auftheiluug eiuer Grundfläche
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch