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Holz hergestellt sind, nicht des eigenthümlichen Schmuckes, der zwar dem Hause in den
deutschen Alpen überhaupt zukommt, aber doch mehrere landschaftliche Spielarten zeigt. Da
finden sich Dachgiebelzierdeu, Zierleisten an dem Dachrande und Sparreuköpfe, „Tropf-
bretter" in den mannigsaltigsten Formen (Ladenausschnitte), Säule und Laterne des
Glockeuhäuscheus in verschiedener Gestalt; die Stützbalken oder „Pfelteu" der Dachsparren
nnd Schrotbäume, die Ganggelünderstützen sind nicht selten mit Säge, Stemm- nnd
Hohleisen im Geschmack des XVII. und XVIII. Jahrhunderts bearbeitet; au deu gerad-
linigen, eckigen oder geschwungenen Umrissen der Ganggeländerfüllungen unterscheidet
man Muster älterer, neuerer und neuester Zeit. Ja selbst Hühnerhüuser und Huudehüttcheu
gehen au derlei Schmuck nicht leer aus.
Stadelthore weisen an ihren Luftlöchern Kleeblätter, Herzen, Blumen, Hasen ans.
Hausthüren und Fensterladen sind bisweilen grün, weiß oder roth bemalt: selbst das
rothweiße burguudische Kreuz der alten Landsahne hat sich an ihnen erhalten. Mit Über-
gehung des mächtigen geschwungenen Eisenwerkes der Fensterkörbe mag an die „Eselsrücken"
der Hausthüren alter ansehnlicher Landhäuser erinnert werden. Seit der Zeit des die
Borhand gewinnenden Steinbaues werden über Thüren und Fenstern die rothen Gewölb
ziegel ausgespart, daneben treten in der Mauer grane Eisenschlacken, zn Linien und
Figuren gereiht, hervor, oder es erzählen alte Topfscherben, dem Mörtel nach Mnstern
eingedrückt, von dem Wechsel im Haushalt und dem Geschirrhandel in diesem Gebirgslnnd.
Betritt man das Innere des Hauses, so dient die „Stube" (Tieustboteustube) als
Vcreiuiguugsort vou Bauer uud „Ehhalteu" zu den Mahlzeiten, znm Gebet und für
Besuche. An zwei Seiten derselben laufen Holzbäuke hernm. Die vordere Ecke nimmt der
Ahorn- oder „weiche" Tisch ein, an dessen freien Seiten bewegliche Holzbänke stehen. In
der Mauerecke ist das Crucifix augebracht, auch wohl der heilige Geist zwischen Blumeu-
büscheln, Heiligeubilderu und Wallfahrtstäfelchen. Am Mauerpfeiler daneben schlägt im
Kasten die Wandnhr. Bemalte Steindrnckbilder von Schlachten aus Italien oder Ungarn
erinnern an die Kriegsdienste der Söhne des Hanses. Neben der Thür fehlt daSWeihbrunn-
krüglein nicht, an der Thür selbst hängt das Handtuch oder ist über Rollen gespauut. Um
den Ofen sind Trockenstangen augebracht; der Raum zwischen Mauer nnd Kachelosen
heißt die „Höhle", der Ofenhals oder die „Ofeubruck" dient znr Lagerstätte für Sieche,
arme Herberger nnd als Lotterbett für Müßige. Unter der Ofenbank hat das Pfannenbrett,
an derselben der eiserne Schuhlöffel seiue Stelle. Bisweilen findet man noch einen
Hühnerkäfig unter der Wandbank, mit einem Schlupfloch durch die Mauer uach außen.
Die „schöne oder feiernde Kammer" im Obenauf enthält das Beste nnd Zierlichste
der Einrichtungsstücke uud den Koffer, „die Kufern", der die Braut ius Haus begleitet
hat. Da sind die „feiernden Betten", der Kleiderschrank nnd „Schubladkasten", Tisch,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch