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alle» deutsche» Höfe» auf der Maultrommel sich prvdueirte, eine Stelle in dem Curiositüteu-
kabinet der Musikgeschichte Salzburgs.
Die Regierung der beiden letzten Erzbischöse des souveränen Hochstiftes Salzburg
umfaßt auch Lebe» und Wirken der größten Salzbnrg'schen Tonkünstler: Michael Haydn
und Wolfgang Amadeus Mozart. Michae lHaydns stilles Kunstwalteu gehört Salzburg
ganz und voll an. Zu Rohrau in Niederösterreich am 14. September 1737 geboren, kam
Haydn im fünfundzwanzigsten Lebensjahre nach Salzburg, wo er als fürsterzbischöslicher
Coucertmeister und Domorganist mit 600 Gulden jahrlicher Besoldung bis an sein
Lebensende, 10. August 1806, verblieb. Durch Dienstespflicht nnd fromme Neigung aus
das Gebiet der Kirchenmusik gewiesen, empfand Haydn kaum die Fesseln seiner bescheidenen
Lebensstellung und der seiner künstlerischen Bedeutung immerhin nicht entsprechenden
Verhältnisse Salzburgs. Was Michael Haydn für die Kirche geschaffen, tönt unserer
Zeit noch lebendig fort, die Compofitionen weltlichen Inhalts dagegen sind unserem
Geschmack entfremdet, zu seiner Zeit jedoch erregte die Zwischenactsmusik zur „Zaire"
allgemeine Bewunderung und erwarb sich das warme, niemals leichtfertig gespendete Lob
Leopold Mozarts. Die vierstimmigen Lieder Michael Haydns, zumeist seinem treuinnig
gepflegten Verkehre mit Freunden entsprossen, erlangten in Salzburg eiue für die Pflege
des Männergesanges daselbst bedeutungsvolle Popularität. Fruchtbar wie als Componist
und bewuuderter Orgelspieler wirkte Haydn auch als Lehrer. Seiner Schule entstammten
fast alle bedeutenderen Musiker Salzburgs uud unter den zahlreichen auswärtigen Schülern
des Altmeisters glänzt der Name Karl Maria von Weber. Der Lebenslaus Haydns bietet
wenige bemerkenswerthe Momente. Tage des Schreckens brachte ihm der Einmarsch der
Franzosen in Salzburg im December 1800, bei welchem der greise Künstler durch zwei
plündernde Soldaten sein Hab und Gnt verlor. Der Aufenthalt in Wien im Jahre 1801
und die Aufführung seiner für die Kaiserin Maria Theresia componirten Messe, die
Anerkennung der großen Fürstin, welche selbst bei der Probe mitsang und dem beglückten,
allerseits gefeierten Greise wiederholt: „Bravo, Haydn, Bravissimo!" zurief, das waren
Lichtstrahlen in des Meisters frendenarmein Dasein. Sie erhellten die noch kurze Spauue
Zeit, bis man ihn hinanstrng wenige Schritte aus dem kleinen Hanse der Festungsgasse
in den stillen Garten von St. Pcter.
Konnte Michael Haydns von frommer Andacht geleitetes Talent unter den
beschränkten Verhältnissen Salzburgs frei sich eutsalteu, so vermochte dagegen Mozar t s
dem blühenden Leben zugekehrter Genius unr dort zn höchster Höhe sich zu erheben, wo
ihm des Lebens Fülle entgegentrat. Mozart der Meister gehört unbestritten Wien an.
Die Lehr- und Wanderjahre aber, seine ganze physische und künstlerische Entwicklung haftet
mit mächtigen Wurzeln iu dem Boden Salzburgs, seiner Vaterstadt.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch