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Talente anzog, zeigt, daß auch der ernste Vierthaler seine Laufbahn mit einem Drama,
„Der geheime Spion", begann. Sein Hanptwerk ist die „Philosophische Geschichte der
Menschen und Völker" in sieben Bänden. Von seinen zahlreichen pädagogischen Schriften
nennen wir den „Geist der Sokratik" sowie die leider nnvollendete „Geschichte des Schul-
wesens und der Cultur in Salzburg".
Ein anderer Geist war der Weltpriester Lorenz H übn er aus Donauwörth, 1783
bis 1799 in Salzburg, Herausgeber der oberdeutschen Literaturzeitung. Hübuer war der
Journalist der Hieronymus-Zeit. Auch mit einem Musenalmanache, au dem er selbst sich
mit Gedichten betheiligte, eiferte er dem classischen Jena nach. Hier wie in seinen übrigen
Schriften verfolgte er ein lehrhaftes Ziel: er wollte den Grundsätzen der französische»
Aufklärung Eingang im Volke verschaffen. Überhaupt berührten sich die Salzbnrger
Poeten jener aufgeklärten Epoche eher mit Gottsched und Nicolai als mit Schiller und
Göthe. Die großartige Gebirgsumgebuug Salzburgs lockte die gelehrten Herren immer
wieder zu versificirten Schilderungen, aber sie kamen über das blos Malerische, Äußerliche
nicht hinaus. Ihre Naturbeschreibungen füllen ganze Bände. Hübner selbst in seinem
„Abschiede vom Mönchsberg" gibt das Beispiel. H. K. Brandstätter und der sonst treffliche
Alois Weißenbach in seiner zweibändigen poetischen Beschreibung des Parkes von Aigen
folgen ihm nach. Weißenbach (geboren zn Telfs in Tirol 1766, gestorben Salzburg 1821),
Arzt uud Decau der medicinischen Facnltät in Salzburg unter der kurfürstlichen Regierung,
war ein äußerst fruchtbarer Schriftsteller. Seme Dichtungen, namentlich die patriotischen,
sowohl deutschen als baierischen nnd österreichischen, erfreuen oft durch edlen Schwung und
schöne Gedanken. Das Trauerspiel iu Versen „Der Brautkranz" (1810) schickte er an
Göthe; dieser dankte eigenhändig, etwas kühl. Der Brautkranz wnrde wiederholt im
Wiener Hosburgtheater aufgeführt. Mit Beethoven, der eine Cantate von ihm in Musik
setzte, verband ihn persönliche Freundschaft. Als vorzügliche Prosaisten neben Vierthaler
und Hübner sind noch zu nennen Johann Ernst Ritter von Koch-Sternfeld und der
Domherr Graf Friedrich Spaur. Der Erstere schlägt in seinen anziehenden Rhapsodien
aus den norischen Alpen auch warme lyrische Töne an. Letzterer fesselt nns in seinen
„Spaziergängen", besonders auch durch die Hinblicke auf ein Salzburg der Zukunft, wie
es dem Dichterauge des Kronprinzen Ludwig von Baiern vorschwebte. Die edle Schreibart
der Genannten läßt uns deu großen Aufschwung, den die literarische Bildung unter
Hieronymus genommen hatte, bewnndern.
Die nene Zeit war der Entwicklung der schöueu Literatur in Salzburg uicht allzu
günstig. Salzburg hatte aufgehört eiu eigeuer Staat zu sein. Die Regierungen folgten sich
im raschen Wechsel. Jede derselben wnrde von feilen Schöngeistern in hochtrabenden
Versen beglückwünscht. Der Wohlstand schwand. Bei der Unsicherheit der öffentlichen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch