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galten als Muster; Klopstocks „Abels Tvd" wurde 1778 aufgeführt. Der heimische»
dramatischeu Dichter, meist iu lateinischer Sprache, war Legion. Florian Reichssiegel,
Benedietiner von St. Peter, (1735 bis 1793) schrieb schon deutsche Schau und Sing-
spiele, eine Tragödie „Titus", ein Trauerspiel „Hermann". Jakob Anton (Marianns)
Wimmer, Benedietiner von Seon, Frennd der Familie Biozart, verfaßte das Textbuch
des geistlichen,Singspiels „die Schuldigkeit des ersten nnd fürnehmsten Gebotes", zn
welchem der zehnjährige Wvlfgang Mozart mit M. Haydn nnd Adlgasser die Musik
schrieb. Placidus Scharl, Benedietiner von Andechs, gleichfalls ein Zeitgenosse und Freund
Mozarts, schrieb zahlreiche lateinische Theaterstücke, die aber nach Stil und Inhalt sich
schon dem neuen deutschen Drama näherten. Seine Tragödie „Synnorix und Camma"
wurde von Lorenz Hübner deutsch bearbeitet: „Camma, die Heldin", ein vaterländisches
Schauspiel in fünf Aufzügen (München 1784). Das Stück war bestimmt, große patriotische
Wirkung auszuüben. Unter Erzbifchof Hieronymus wurde das ueue, heute noch bestehende
Theater im Ballhause, wo bis dahin Hanswurst und Lipperl ihre Possen trieben, errichtet
und am 16. November 1775 mit dem Stücke „die Gunst der Fürsten" (Graf Essex) von
Professor Schmidt in Gießen, nach dem Englischen, eröffnet. Am 17. November schon
wurde Lessiugs „Minna", am 24. November Göthes „Clavigo", am I.December „Hamlet"
von Shakespeare gegeben. Die Glanzzeit war eine kurze. Das Theater, der üußereu
Förderung entbehrend, sank rasch von seiner Höhe zur bloßen Geschästsunternehmnng
herab, deren Gedeihen von der Gunst der großen Menge abhing. Und nur allzuwillig
buhlteu die verschiedenen Unternehmer um diese Guust. Bierthaler weudet sich — in einen«
Gutachten über die sittlichen Gefahren des Theaters — insbesondere gegen Schikaneder
(1782 bis 1787 mit seiner Truppe iu Salzburg), „den Vater der Possen und Farcen",
dessen Stücken er „triviale Erfindung, ungebildeten Ton und schlecht verhüllte Sinnlichkeit"
nachsagt; hingegen spricht er sich günstig über Lefsings, Jfflands, Schröders und Jüngers
Stücke aus uud empfiehlt eine strenge Theatercensur ini moralische» Sinne.
Unter der kurzen, ruhmvollen Regierung des Kurfürsten Ferdinand erglänzte der
salzburgische Paruaß im neuen Lichte. Auch das Theater lenkte wieder in höhere Bahnen.
Ferdinand, selbst Kenner und Kuustfreuud — Mnsik war seine liebste Erholung — förderte
besonders die Oper. Am 19. Jänner 1804 wurde Mozarts „Dou Juan" gegeben. Mnsik
blieb von da an der bevorzugte Ausdruck des künstlerische» Geistes in Salzburg.
Bou Dichternamen aus den früheren Decennien unseres Jahrhunderts heben wir
zwei hervor: den Lyriker Leopold Ladislaus Pfest uud die „Salzburgische Sappho" Maria
Johanna Sedelmaier. Beide wandeln ans den Spuren der Clasfik. Des Ersteren Dichtungen,
mehrere Bände umfassend, zeichnen sich insgesammt durch edle Form aus. Seme Eautate
„Bei Ferdinands Einzug in Salzburg" (März 1803) und „Jnvavia an ihren Ferdinand"
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch