Seite - 501 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 501 -
Text der Seite - 501 -
501
das Land förmlich übersäet ist, folgen rein baulich betrachtet mit wenigen Ausnahmen diesem
allgemeinen Zuge. Die bürgerliche Bauweise blieb außerhalb der Stadt völlig unbedeutend
oder hielt sich an die von dort ausgegangenen mehr eigenartigen als mnstergiltigen Formen.
Einzig nur die bäuerliche Architektur brachte es im Lande zu einer eigenthümlichen, in
ihrer Art nicht uninteressanten Entwicklung. Das Salzburger Bauernhaus weist nicht
weniger als drei wohl unterscheidbare Typen auf und in jedem derselben Exemplare von
vollkräftig ausgebildeter Form, der selbst künstlerische Zier nicht gänzlich mangelt. Manches
Bauernhaus im Gebirge könnte man füglich ein Bauernschloß nennen, sowie umgekehrt
dort manches sogenannte Schloß von einem Bauernhöfe sich wenig unterscheidet.
Und nun zu einer kurzen Revue der salzburgischen Bauwerke nach der historischen
Zeitfolge ihres Entstehens! Von den Bauten der frühesten altchristlichen Zeit bis herab
ins XI. Jahrhundert besitzt die Stadt, und fügen wir gleich hinzn, auch das Land
Salzburg heute nichts mehr; so viele deren die alten Chroniken nennen, sind sie sammt
und sonders bis auf die letzte erkennbare Spur verschwunden. Als ein historisch bedeutsames
Erbstück der christlichen Frühzeit, diesseits der Alpen wohl das einzige seiner Art, obschon
kein eigentliches Bauwerk, mögen nur die bekannten Felsengrotten in der Wand des
Mönchsberges bei St. Peter: die Maximus-, Rupert- und Ägydius-Kapelle hier
Erwähnung finden. Der ob seines malerisch-romantischen Reizes berühmte St. Peters-
friedhof besitzt in ihnen seine ältesten und weihevollsten Denkmale. Sie haben schon die
Zerstörung Jnvavnms erlebt und Märtyrerblut gesehen; einige Gelehrte wollen daselbst
sogar manche Verwandtschaft der Anlage mit den Kapellen der römischen Katakomben
erkennen.
Auch aus der Zeit des Romanismus ist der heutige Besitz Salzburgs au Ban-
deukmaleu und Bauresten verhältnißmäßig gering. In der Stadt Salzburg können wir
nur drei Bauobjecte nennen, die wenigstens in ihren Grundformen sich noch als
Schöpfungen jenes ältesten voll entwickelten Baustiles der christlich-germanischen Zeit
darstellen. Darunter nimmt dem Alter nach die erste Stelle der Kreuzgang des Frauen-
stiftes Nonnberg ein. Er bildet ein Viereck von kleinen Dimensionen, in derben, noch
wenig entwickelten Formen ausgeführt, die er völlig unentstellt bis zur Gegenwart sich
erhalten hat. In seiner Gewölbebildung, seinen Rund- und Halbsäulen, seinen Bogen-
öffnungen gegen den freien Hofraum trägt er unverkennbar die Merkmale frühromanischer
Banweise an sich. Man irrt kaum, wenn man ihn dem XI. Jahrhundert zurechnet und
darin einen ehrwürdigen Überrest jenes Baues erblickt, welchen das Kloster seinem zweiten
Gründer, dem Kaiser Heinrich II., um den Anfang jenes Jahrhunderts verdankte. Unter
den noch bestehenden Bauanlagen dieser Art auf deutschem Boden dürfte er sonnt den
Ruhm des höchsten Alters in Anspruch uehmen. Auch das Kapitelhaus uud einige weitere
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch