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aber mit ungewöhnlicher Höhenentwicklung und mit kräftiger Durchbildung des Details.
Das von einer Umschrift mit dem leoninischen Vers:
«lanua sum vitae, salvanäi czuique venite,
per ine transite, via. non est altera vitae
eingerahmte Tympanon zeigt in Relief den thronenden Christus mit den Aposteln Petrus
und Paulus zu beiden Seiten.
Die an die südliche Stirnseite des Querschiffes angebaute Katharinenkapelle, 1227
geweiht, ist im Innern vollständig umgestaltet, zeigt jedoch nach außen noch wohl erhalten
die halbrunde Chorapside mit Gliederung der Wandflächen durch Halbsäulchen und einem
derben Bogenfries darüber.
Das dritte Baudenkmal des Romanismus in Salzburg ist das Langhaus der
Franciscanerkirche U. L. Frau. Diese ansehnliche Kirche, im Mittelalter Pfarrkirche
der Stadt, besteht zweifellos seit dem XI. Jahrhundert. Sie erlebte mancherlei Unfälle,
Um- und Neubauten, die von dem ältesten Gebäude keinen sichtbaren Rest übrig ließen,
dafür aber alle drei Hauptstilperioden der kirchlichen Baukunst in bedeutenden Schöpfungen
und in origineller, fast wundersamer Verschmelzung zum Ausdrucke brachten. Die Kirche
besteht aus zwei Hälften von annähernd gleicher Größe: einem hohen gothischen Chore,
in der Gestalt einer Rotunde ähnlich (38 Meter lang, 32 Meter breit, 30 Meter hoch) und
dem beträchtlich niedrigeren romanischen Langhause (33 Meter lang, 25 Meter breit,
17 Meter hoch); an der Verbindungsstelle beider steigt ein überaus schlanker gothischer
Thurm zu imposanter Höhe (beiläufig 70 Meter) empor. Im Innern des Chores endlich
wird durch reichbelebte Einbauten der Renaissance das pittoreske Stilgemenge vollendet.
Das Langhaus der Kirche, das uns vorderhand allein beschäftigt, hat nach außen unter
mannigfachen Zubauten und grausamer Tünche sein romanisches Gepräge völlig eingebüßt.
Einzig nur das Hauptportal inmitten der jämmerlich verzopften Westfront zeigt edle,
wiewohl gänzlich schmucklose romanische Formen, in Marmor ausgeführt. Das Innere
dagegen stellt sich heute noch als ein ungemein klar entwickelter Bau der Übergangsepoche
zur Gothik dar. Seine Entstehungszeit ist urkundlich nicht bekannt, darf aber nach dem
Baucharakter völlig sicher der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts zugerechnet werden.
Das Mittelschiff wie die zur Hälfte niedrigeren Seitenschiffe tragen sämmtlich noch rund-
bogige Kreuzgewölbe, ersteres mit derb geformten Rippen und Gurten, die jeder Profilirung
ermangeln. Kräftige Viereckspfeiler mit vorgestellten Halbsäulen stützen die Gewölbe und
trennen die Schiffe, die Arcaden dazwischen zeigen bereits den Spitzbogen. Vielfach
treten an den Pfeilern noch die romanischen Blättercapitäle und attischen Basen mit dem
charakteristischen Eckblatte aus der Tünche, die leider auch hier arg gewirthschaftet hat,
erkennbar hervor.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch