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Diese gewaltsame Zerstörung des Domes mit Allem, was drum und dran hing, war
für das ganze geschichtliche Leben Salzburgs ein Riß, viel tiefer und nachhaltiger wirkend,
als es oberflächlich betrachtet scheinen mag. Aber auch die Kunstgeschichte, und nicht die
salzburgische allein, hat Ursache genug den Verlust zu beklagen. Für sie bedeutet der
zerstörte Dom ein herausgerissenes Blatt, das zu mancher dunklen Frage den Schlüssel
geboten hätte. Was aus romanischer Zeit Salzburg noch besitzt, ist trotz der Bedeutung
des Einzelnen loses Stückwerk, dem mit dem Dome der zusammenhaltende und lichtgebende
Mittelpunkt verloren ging.
Im Lande Salzburg außerhalb der Hauptstadt ist es mit romanischen Bau-
denkmalen noch spärlicher bestellt, obwohl man daselbst beim Ausgange jener Stilperiode
schon weit über hundert Kirchen zählte. Vor Allem ist hier die Benedictinerstiftskirche
Michaelbeuren an der nördlichen Landesgrenze zu nennen; ähnlich wie St. Peter stellt
sie sich als ein in den Grundformen wohlerhaltenes, leider freilich auch ebenso energisch
modernisirtes Bauwerk romanischen Alters, als langgestreckte dreischiffige Pfeilerbasilika
ohne Querschiff dar. Auch das romanische Portal hat die Kirche in der ursprünglichen
höchst einfachen Gestalt mit beinahe rohen Formen sich leidlich bewahrt. Nach der Chronik
des Stiftes stammt das Gebäude uoch aus der Spätzeit des XI. Jahrhunderts. — Die
Bnrgkapelle des Hochschlosses Werfen im Pongan verräth in der halbrund ausfpriugeuden
Apsis, dem oblongen Schiffe und den kleinen ruudbogigeu Fenstern gleichfalls noch deutlich
die romanische Anlage. Ein bedeutsameres Überbleibsel dieses Stiles besitzt sie aber in den
Marmorbalustraden ihrer zwei Emporen mit theils runden, theis achteckigen Säylchen,
welche mit kräftigen, streng romanischen Würfel- und Blättercapitälen vorzüglichster
Senlptur, leider stark übertüncht, geziert sind. — Wenn wir endlich das schadhaft erhaltene
romanische Portal der Pfarrkirche Stnhlfelden im Pinzgan anführen, sind die
nennenswerthen Reste dieses Baustiles im Lande aufgezählt. Nur in den abseitigen
Gebirgsthälern steckt hier und da ein weltvergessenes Kirchlein, einfach bis zur Stillosigkeit,
ohne Schmuck und Kunst gebaut, doch mit ausgesprochenem romanischen Altersgepräge,
das ihm die Armuth und Einsamkeit erhalten haben. Einen ausfälligen Gegensatz hierzn
bilden die baierischeu, einstmals salzburgischen Nachbargebiete von Reichenhall, Laufen
uud Berchtesgaden mit ihren vielen und höchst bedeutsamen Baudenkmalen romanischen
Stiles. Sie entstanden zweifellos unter dem unmittelbaren Einflüsse von Salzburg aus
uud gehören strenge genommen in den Bereich seiner Kunstgeschichte.
Der Übergangszeit zur Gothik — Ende des XIII. bis Mitte des XIV. Jahrhunderts
— verdankt endlich unser Land eine Reihe stattlicher Kirchenthürme, zum Theile Quader-
bauten, die noch heute in ihrer alten, wenig veränderten Gestalt in die Ferne leuchten. Wir
nennen als die ansehnlichsten jene zu Hallein, Radstadt, Hofgastein, Taxenbach und
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch