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solchen Oratorium in schweren, fast rohen Formen, die östliche Vorderwaud aber von der
fünfseitig gebildeten Chornische durchbrochen. Diese letztere nnd die den Chorbogen
umgebende Ostwand sind es, welchen die Kapelle den hohen Kunstwerth verdankt, indem
beide vollständig mit wohlerhaltenen Freskogemälden aus dem XIV., spätestens vom
Anfange des XV. Jahrhunderts, überkleidet sind. Von diesen nehmen besonders jene um
den Chorbogen das Interesse in Anspruch; sie bilden einen den Bogen umrahmenden
geschlossenen Cyklus vou feierlich erhabener Wirkung. Den Bogenlinien folgend erscheinen
um denselben zahlreiche Heiligengestalten mit Spruchbändern, theils in ganzer Figur theils
als Brustbilder in Medaillons, gereiht. Zu Seiten des Bogeus zwei größere gekrönte
Gestalten, vielleicht, weil für den Lnngan von Bedeutung, Kaiser Heinrich und Kunigunde,
am Scheitel eine Krönung Mariens. Decoratives und allegorisches Beiwerk füllt und
verbindet die Zwischenräume. Das Ganze spricht eine sinnvolle Verherrlichung des Heilig-
thums aus, das der Chor umschließt. Ein leider sehr schadhafter, aber fein geformter
kleiner Flügelaltar, unter dem Bogen vortrefflich postirt und von dem rückwärts ein-
fallenden Lichte förmlich umflossen, vollendet den stimmungsvollen Eindruck.
Das Schloß Mauterndorf, eines der wenigen in Salzburg, die nach Anlage,
Umfang nnd Bauweise den Namen „Burg" verdienen, geht raschen Schrittes dem vollen
Ruin entgegen. Hoffentlich bewahrt ein günstiges Geschick die bedrohte Kapelle mit ihrem
Gemäldeschatze vor gleichem Schicksale.
Am Schlüsse des Mittelalters haben wir endlich auch seiner profanen Baudenkmale
noch zu erwähnen. Es gibt darüber von Salzburg nicht viel zu sagen, denn die meisten
liegen entweder in Ruinen oder sind von späteren Um- und Zubauten bis zur Unkennt-
lichkeit verdeckt. Nach dem, was noch vor Augen steht, dürften nur wenige derselben
architektonisch bedeutend gewesen sein.
Außer den geistlichen Machthabern fehlte es im Erzstifte Salzburg an baukräftigeu
Elementen; kein mächtiger Adel, kein stolzes Bürgerthum konnte mit reichen Mitteln
die Baulust pflegen.
An alten Schlössern ist das Land nicht der Zahl, wohl aber der Größe und
architektonischen Bedeutung nach auffallend arm; es hält mit dem Schlösser- und Burgen-
reichthum der altösterreichischeu Länder keinen Vergleich aus. Die Geschichte des Erzstiftes
gibt dafür die Erklärung. Jmpouireuder Erscheinung mit großentheils noch erhaltenem
mittelalterlichen Stilgepräge können sich nur die Schlösser Hohensalzbnrg, Hohen-
werfen uud Mauterndorf , allenfalls noch Mosham, Goldegg nnd Mittersill, einstmals
insgesammt im Besitze des Landesherrn, rühmen. Daneben finden sich freilich alte Herren-
sitze kleinen Schlages, Burgställe und Thürme noch in Meuge durch das Land zerstreut;
auch an Ruinen bis herab zmn formlosen Trümmerwerk verschollenen Namens fehlt es nicht.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch