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kleineren Orten des Landes, in denen übrigens die rnsticale Banweise vorherrschend blieb.
Ein paar spätgothische Überreste bürgerlicher Herkunft finden sich noch ans der Zeit des
Bergsegens an den Häusern einstiger reicher Gewerke zu Hosgastein und Rauns.
Die Beste Hoheusalzburg allein, die von ihrer stolzen Höhe so unvergleichlich
schön ins Land hinaus schimmert, darf auch eiu wahrhaft imposantes Denkmal des mittel-
alterlichen Prosanbaues iu Salzburg geuanut werden. Sein Bestand reicht urkundlich
nachweisbar ins XI. Jahrhundert, höchst wahrscheinlich aber noch weiter, vielleicht sogar
bis in die Römerzeit zurück. Es ist ja kaum zu denken, daß die klugen Machthaber einen
so weithin dominirenden Lug-ius-Land wie den Schloßberg unbesetzt gelassen hätten. Die
geistlichen Landesherren erbanten das Schloß als Stützpunkt ihrer Herrschaft, als Haupt-
waffenplatz und Schutzwehr für Stadt und Land; sie hielten es darum fortwährend in
besonderer Hut und Pflege und waren auf feiue Erweiterung, Verstärkung und Ber-
schönernng bedacht. Kein Jahrhundert, das nicht zu dem Alten Neues fügte und so
allmälig jenen großartigen Complex von Gebäuden schuf, der von unten kaum geahnt
den Besucher überrascht. Das Schloß spielte aber auch als Hauptsestuug des Laudes in
seiner Geschichte eine hervorragende Rolle; die Aufgabe der „Festung" behielt es sogar,
wiewohl derselben längst nicht mehr gewachsen, bis zur letzten Zeit und trägt volksüblich
noch heute diesen Namen.
In der Gebäudemasse unterscheidet sich deutlich als Keru des Ganzen das eigentliche
Hochschloß, aus den ersten Blick als Erbstück des Mittelalters erkennbar, und ein Kreis
von jüngeren Zubauteu und Vorwerken, zum großen Theile aus der Zeit des dreißig-
jährigen Krieges. Die ältesten, namentlich romanischen Bauten sind unter deu vor-
erwähnten späteren verschwunden. Das Hochschloß, zu Zeiten anch Wohnsitz der alten
Landesherren, verdankt hauptsächlich dem thatkräftigen Erzbifchof Leonhard Kentschach
(1495 bis 15l 9) seine letzte Gestalt. Es trägt in allen Theilen den Stempel derber, auf
wehrhaften Schutz uud Trutz berechneter Spätgothik von der Wende des XV. nud
XVI. Jahrhunderts, wobei aber auch künstlerischer Schmuck uicht fehlte. Außer der schon
besprochenen Schloßkirche im äußeren Burghofe fällt dem Eintretenden im inneren Hofe
über dem Hauptthore die in reizender Form ausspringende Chornische einer kleineren
gothischen Kapelle ins Auge, die leider ihres ehemaligen Flügelaltars und der sonstigen
Einrichtung beraubt ist. Überall in den weiträumigen Stiegenhallen wie in den Gelassen
erfreuen theils wuchtige Rippeugewölbe, theils getäfelte Flachdecken und eine Fülle von
Marmorscnlptnren spätgothischen Charakters in gewundenen Säulen, markig profilirten
Thüreinfaffungeu, reichgezierten Consolen und Tragsteinen den Freund der Gothik. Die
Kroue des Ganzen bilden aber die sogenannten Fürstenzimmer, einstmals Wohngemächer
der Landesherren, ans einem großen Saale nnd zwei Stuben nebst kleiner Seitenkammer
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch