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Das Innere betritt man durch eine hoch gewölbte schmucklose Vorhalle mit drei
Marmorportalen. Es übt eine mächtige Wirkung durch Großräumigkeit, Ebenmaß der
Verhältnisse und vollendete Harmonie des Details; Alles athmet eine heitere, wiewohl
etwas kühle, gemessene und von prosanem Anhauche nicht gänzlich sreie Noblesse. Der
Abgang warmen Farbentvnes, der ursprünglich vielleicht nicht bestand, macht sich heute
entschieden sühlbar. Wahrhaft kuustvoll nud reizend dagegen ist der Stnccatnren-
schmnck, der im Inneren alle Wandflächen und Gewölbe überkleidet. Sein Reichthum,
dabei sein maßvolles Sich-Anschmiegen au die Architektur, endlich die graziöse Feinheit und
Eleganz der Einzelbildungen erregt in gleichem Maße Bewunderung. Die Ausstat tung
der Juueuräume in Scnlptnr nnd Malerei stimmt wohlklingend zu dem Baue, hält jedoch
mit dessen Großartigkeit und Schönheit nicht durchaus gleiche» Schritt. Die elf Altäre
vou Marmor zeigen noch die edlere Formenbildung der Spätrenaissance von barocken
Znthaten ziemlich srei; der Hochaltar und die beiden großen Altäre des Ouerschiffes
verdienen Prachtstücke ihrer Art geiiauut zu werden. Die figürliche wie ornamentale
Scnlptnr erreicht dort zum Theil einen classischen Rang. Einfacher, doch ebenso stilgerecht
und durch Schönheit des Marmors wie dnrch Adel der Form ausgezeichnet, sind die
Altäre der Seitenkapellen. Sie wurden erst um 1665 dnrch Antonio Dario, den Erbauer
des Resideuzbrunnens, hergestellt. Die übrigen Meister der Steinsculptnren wie der
Stnccatnren, vermuthlich meist Italiener, sind leider unbekannt.
Erwähnenswert!) scheinen uns noch die großen Epi taphien der zehn Erzbischöse
von Marx Sittich bis zn Hieronymus Colloredo, der als letzter die Säcularisatiou über-
lebte, 1812 iu Wien starb nnd in der dortigen Stesanskirche sein nenesteus arg
zugestutztes Grabdenkmal besitzt. Sie erheben sich im Anschlüsse an die Architektur völlig
gleich gestaltet und symmetrisch im Chvre und Querschiffe aufgestellt zu aufehulicher Höhe
uud ziehen mehr durch prnnkhafte als künstlerisch edle Scnlptnr in verschiedenen, zum
Theile kostbaren Steinarten das Ange ans sich. Jedes trägt in Öl gemalt das Porträt
des betreffenden Erzbifchofs. Abgesehen von der historischen Bedeutung kommen diese
Denkmale auch als belebender Schmuck deu mächtigen Ränmen vortrefflich zustatten.
Aussallend karg bedacht, ja fast vernachlässigt blieben im Dome zwei Ausstattungsobjecte,
die sonst gewöhnlich dnrch decorativen Knustanfwand sich hervorthu«: das Ehorgestühl
und die Kanzel. Ihr ärmliches Aussehen stand zu dem Übrigen iu verletzendem Eontraste,
bis erst die jüngste Restanrirnng 1859 für eine würdigere Nenherstellnng sorgte.
Der Gemäldeschmnck des Domes ist dem Ursprnnge wie dem Kunstwerthe nach sehr
verschieden. Schon während des Banes berief Erzbifchof Paris Künstler aus Jtalieu zur
malerischen Ausschmückung des Inneren hierher. Ihr Führer war der florentinische
Terviteniiiönch ?. Arseuio Mascngui, dein sich Antonio Solan, ein jüngerer Verwandter
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch