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des Doiubaumeisters, und Francesco da Siena zugesellten. Diese führten die sämmtlichen
Freskogemälde, die zwei großen Wandgemälde im Chore und die Ölbilder der drei
Hauptaltäre aus.
Was zunächst die Fresken betrifft, welche die Innenflächen der Kuppel und die
Gewölbe der Hochschisse bekleiden, so litt ihre Anordnung und Wirkung unter der vom
Architekten anferlegten Fessel der Zersplitterung iu zu viele und kleine Felder. Er legte
das decorative Hauptgewicht offenbar anf die Stnccatnr nnd bannte die Malerei in nicht
weniger als 81 reizend eingerahmte Flächen verschiedenster Größe nnd Gestalt. Ihre
Menge wirkt nnrnhig und ihr Inhalt geht infolge der Kleinheit des Formats sowie der
Höhe ihres Standortes für den Beschauer halb verloren. Dies ist um so mehr zu beklage«,
als Mascagui wie Solan unbestreitbar Meister hohen Ranges waren und hier einen
Gemäldecpclns schufen, der im Ganzen betrachtet dem Besten, was die Malerei aus jener
Zeit auf dentschem Boden anfweist, beigezählt werden darf. Die größeren Fresken des
Chores und Qnerschiffes, noch mehr die beiden Wandbilder des Chores sind Meisterwerke
von packender Schönheit. Das Gleiche gilt von den Bildern der zwei großen Seitenaltäre,
wogegen leider gerade jenes des Hochaltars bedeutend schwächer ist.
Mascagnis Pinsel verräth den Einfluß, vielleicht die Schule des großen Florentiners
Fra Angelico da Fiesole mit ihren Borzügen nnd Mängeln. Er spricht sich in dem Adel
nnd Liebreiz der Gestalten, in der Innigkeit der Empfindung, in dem weichen heiteren
Farbenschmelz ebenso deutlich aus wie iu dem Abgänge lebendiger Charakteristik nnd
individuellen Ausdruckes. Zu freierer Bewegung und Natnrwahrheit brachte es sein
Schüler Antonio Solan, wie dessen herrliche Wandbilder, Christus iu der Vorhölle und
die Grablegung, im Chore des Domes beweisen. Anch die Stiftskirche St. Peter besitzt ein
großes, flüchtig und derb gemaltes, aber ergreifend componirtes Bild desselben Meisters,
die Kreuzigung.
Nicht unerwähnt lassen möchten wir die köstliche, bis heute erhaltene F.irbensrische
der Altar- nnd Wandbilder. Die Gewölbefresken brachte der letzte Dombrand 185l) dem
Verderben nahe, so daß man einen großen Theil derselben dnrch längere Zeit sür unwieder-
bringlich verloren hielt. Ciuer geschickten Restanrining gelang es znm Glück, sie über
Verhoffen gut wieder herzustellen nnd wenigstens die ursprüngliche Zeichnnng derselben
vollständig zu rette». Die Altarbilder iu deu Seiteukapelleu rühre» vou verschiedenen
Malern des XVII. Jahrhunderts, Joachim Sandrart, Franz Neve, Äarl Scretta und
Heinrich Schöufeld, her. Nicht alle fiud iu ihrem öinnftwerthe des Domes würdig; mir
Schönfelds „Rochns nnd Sebastian" wird als ein Meisterbild hohen Ranges einstimmig
anerkannt. Anch in den Oratorien mit der Ruperts- nnd Virgilskapelle (erstere dnrch
prächtige Ornamentik ausgezeichnet), sowie iu deu zwei Sacristeien siudeu sich gute, zum
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch