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sparsam angebrachter Stucco-Ornamentik war offenbar auf die Mitwirkung eines reichen
Scnlptnrcn- und Farbenschmnckes berechnet, den man ihr schuldig blieb. Die kahlen Flächen
seufzen förmlich uach Gemälden, die leeren Nischen nach den Statuen, für die der Architekt
sie geschaffen hat.
Auch die sonstige innere Ausstattung entspricht nicht der Größe uud künstlerischen
Bedeutung des Banwerkes. Mit Ausnahme des Hochaltars sind sämmtliche Altäre aus
Holz in kläglichstem Rocoeo mit ebenso werthloser deeorativer wie figürlicher Schnitzarbeit
aufgebaut. Von den Altarbildern darf man nur die zwei au den Altären des Qnerschiffes
als schön, vielleicht sogar als den Hauptschmuck der Kirche bezeichnen. Sie sind Werke
des seinerzeit berühmten kaiserlichen Hofmalers Johann Fr. Rot tmayr von Rosen-
brunn (1660 bis 1727), eines gebornen Salzburgers, und dürften zu den besten
Schöpfungen seines Pinsels zählen. Ihren Gegenstand bilden Scenen aus dem Leben des
heiligen Benedict nnd Karl Borromäus, Schutzpatrone der einstigen Universität. Zeichnung
wie Farbengebung, an die Weise des Rubens erinnernd, sind vorzüglich, die Composition
voll Leben und Ausdruck.
Bei dem Namen Rot tmayr wollen wir nicht unterlassen, auf ein noch höher
geschätztes Bild von seiner Hand aufmerksam zu machen. Dasselbe ziert den Altar einer
Seitenkapelle in unserer Frauciscauerkirche uud stellt deu heiligen Franciscus als Noth-
helfer und Fürbitter der Bedrängten dar. Bekanntlich hat Rottmayr seine ungemein
fruchtbare Thätigkeit hauptsächlich in Wien, Niederösterreich und Baiern entfaltet. Aber
auch Salzburg besitzt von ihm in den Kirchen, in der Residenz und anderen Orten außer
deu obigeu noch eine ansehnliche Zahl von Gemälden, die meisten freilich von bedeutend
geringerem Werthe.
In unserer Stndienkirche erscheint noch das Presbyterinm beachteuswerth durch ein
in seiner Art interessantes Paradestück des übermüthigsten Rococo. Der Hochaltar daselbst
besteht nur aus der Mensa mit einem kleinen in Marmor und Gold aufs reichste ausgeführten
Anfsatze. Über ihm aber thürmt sich, die ganze Abschlnßwand des Chores bis zun: Gewölbe
ausfüllend, ein riesiges Stnccatnrwerk, die Glorie der Immaculata darstellend, ans: ein
augenverwirrendes Gemenge von Wolken, flatternden und jubilireudeu Engeln, in deren
Mitte die Gestalt der Heiligen auf der Weltkugel emporschwebt. Das Ganze voll sprudeln-
der Phantasie, künstlerischer und technischer Bravour: leider beeinträchtigt das fahle
Colorit nnd der Lichtmangel die Wirkung. Der Meister dieses großartigen Werkes,
vermuthlich ein Italiener, ist in Vergessenheit gerathen; hoffentlich bringt fortgesetzte
Forschung seinen Namen wieder an das verdiente Licht.
Von den übrigen kleineren Kirchengebäuden des Barockstiles in Salzburg seieu
hier uur noch jene kurz aufgeführt, welche mit der Stndienkirche zugleich in der oben
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch