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das Gras. Zum Überflusse kam 1818 das schon öfter erwähnte Brandunglück hinzu, das
einen großen Theil der rechtseitigen Stadthälfte in Asche legte. Die Wiederherstellung
erfolgte planlos und nothdürftig, bis in die Vierziger-Jahre noch störte der Anblick
einzelner Ruinen.
Daß in solcher Lage an eine frische, schaffende Bauthätigkeit in Salzburg nicht zn
denken war, leuchtet wohl von selbst ein. Auf der Stadt lastete zudem der Festungszwang
mit Bauverboten und Demolirnngsreverfen; allein selbst ohne diese Fessel hätte es daznmal
um das Bauen kaum besser gestanden. Es gebrach eben dazn an den ersten Bedingungen:
an der Lust wie an den Kräften.
Im Grunde genommen und von den traurigen Ursachen abgesehen war damit aller-
dings für unser Salzburg uicht viel verloren. Denn znr selben Zeit gerade machte die
Kunst und insbesondere die Baukunst eine schlimme Periode des Verfalles durch. Mit dem
steifen Klassicismus der napoleonischen Kaiserzeit war bekanntlich der Renaissance der
Lebensodem vollends ausgegangen; die nächsten Decennien tappte man bei dem Wenigen,
was überhaupt gebaut wurde, tröst- und rathlos auf der Suche nach Stil und Form
umher. Das Gefühl und Verständniß dafür verlor sich bis zu einem Grade, der heute kaum
begreiflich erscheint. Diese Zeit hätte auch für Salzburg nichts Erfreuliches bringen können.
Aus den kläglichen Bauten, die sie in großen Städten wie Wien und München geschaffen,
läßt sich herauslesen, was von ihr für die kleine abseitige Provinzstadt zu erwarten gewesen
wäre. Die Erfahrungen mit dein Wiederaufbaue des abgebrannten Stadttheiles sagten
diesbezüglich genug; man dnrfte hier froh sein, daß wenigstens die alten Bandenkmale
leidlich unberührt die kritische Zeit überstanden.
Gegen die Mitte unseres Jahrhunderts erst traten für Salzburg die entschiedenen
Anzeichen der Gesundung uud des Wiederauflebens eiu. Ihr Morgengeläute war die
Errichtung des Mozartdenkmals im Jahre 1842, nicht ohne Vorbedeutung für den neuen
Weg, auf dem die Stadt fortau ihr Heil uud den Ersatz des erloschenen fürstlichen Glanzes
zu suchen hatte. Allgemach folgten die ersten Reguugeu einer erwachenden Bauthätigkeit
aus langem todesähnlichen Schlummer. Sie fielen bereits in bessere Zeit; denn mittler-
weile war auch für die deutsche Kuust eiu ueuer Frühling aufgegangen. Die knrze
Schilderung dieser jüngsten Epoche des heimischen Banlebens, von den schüchternen
Ansängen bis zu dem erfreulichen, der größeren Vergangenheit nicht unwürdigen Stande,
den es heute einnimmt, mag den Schluß unserer Darstellung bilden.
Eigenthümlich, als ob der alte Zug sich aufs neue geltend machen wollte, ging in
Salzburg der Kircheubau auch diesmal wieder voran. Schon in den Fünfziger-Jahren
tauchten die ersten Neu- und Umbauten von Kirchen in Stadt und Land auf — alle
ausschließlich in den Bauformen des neu erweckten Romanismus und der Gothik, die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch