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trägt wirthschaftlich den Charakter des angrenzenden oberösterreichischen Hügellandes und
Mittelgebirges an sich und läßt eine verständige, konservative, an dem schönen Baumstande
sich erfreuende Benutzung erkennen. Im südlichen Theile des Flachgaues, nach der Cen-
tralalpenkette zu, verschmelzen die wirthschaftlichen Formen des Waldes schon mehr und
mehr mit der Eigenart des Hochgebirges. Hier weiß der Wald von mancherlei Kämpfen
zu erzählen, Narben und Schrammen aller Arten bedecken seine felsige Stirn. Hier ist die
rauhe, wetterharte Fichte in überwiegend reinen Bestünden Herrin der Waldregion, deren
Boden sie nur in Flächen von geringer Ausdehnung mit der Lärche, Buche, Tanne und
Kiefer und den gebirgliebenden Laubhölzern Ahorn, Erle, Alpenerle und wenigen anderen
theilt. Allem Kampfe trotzend, hat sich die Fichte — namentlich im Pongau — noch in
kräftigen, mafsenhaltigen, bis 1.000 Festmeter pro Hektar aufweisenden Beständen erhalten,
ja sie klimmt in den Centralalpen selbst bis zu 2.000 Meter Seehöhe empor, während die
Lärche (im Forstbezirke St. Michael) sich wohl noch höher hinanwagt und in verwetterten
Horsten selbst die Höhe von 2.200 Meter behauptet. Der Alpenwald der höchsten Lagen
ist kein Wald in gewöhnlichem Sinne mehr; der Taxator behandelt ihn als „außer Betrieb"
stehend und merkt seine Holzmassen nicht vor. Die breiten Lagen der mittleren Waldregion
öffnen sich nach oben in enger und enger werdende Streifen, die hier von den Wühlungen
der Wildbäche, dort von den zerstörenden Wegen der Lawinen getrennt werden. Die
Streifen lösen sich in Horste, die Horste in schüttere Gruppen auf und diese senden endlich
ihre letzte Vorhut der Höhe zu. Inzwischen breiten sich, oft noch in mächtigeren Flächen,
die den lockeren Boden mit tausend und abertausend Wurzelklammern fesselnden Legföhren
aus. Über die buchstäblich „liegenden" Bestände dieser letzteren erhebt sich nicht selten
ein riesiger Baumtorso, von Blitzen gespalten, vom Wetter gebleicht, silbergrau aus den
„Latschen" emporragend. Bisweilen trifft man auch in der Hochregion noch größere
Flächen mit mächtigen Stöcken bedeckt oder gewaltige, als Herdensluchtbäume vor Frevel
gefeite Fichten, die im Kampf mit den Elementen immer wieder neue Wipfel gebildet und
sich im Einzelnstande tief herab beästet haben. Es sind dies die Zeugen besserer Zeiten, die
hier der Wald gesehen, Denkmäler des Niederganges der Holzvegetationsgrenze.
Im Urgebirge solcher Lagen war ehemals auch die Zirbe in sehr ausgedehnten Flächen
horstweise verbreitet. Man hat sie leider nicht geschont. Nach Zöt t l ' s Berichten wurden
vor Zeiten aus dem Gebiete der Krimmler Ache Tausende von Klaftern dieses edlen Holzes
in den Halleiner Rechen getriftet, um ihr nach Jahrhunderten zählendes Dasein unter den
Salzpfannen zu beschließen. Wohl kommt heute die Zirbe noch immer, besonders in den
ärarischeu Forstbezirken Wald, Mühlbach, Stuhlselden, Gastein und St. Michael, in
ansehnlichen, nun wohlgehüteten Horsten, im letztgenannten Reviere bis auf 2.200 Meter
Seehöhe vor, aber ihr früheres Feld wird sie nicht wieder erobern. Der jungverheiratete
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch