Seite - 600 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 600 -
Text der Seite - 600 -
600
Hausindustrie verwerthet; es wurden nämlich die Marmorabfälle auf zahlreichen kleinen
dnrch Wasserkraft betriebene» Kugelmühlen zu Kügelcheu geformt, nnd dieses Fabrikat
— Spielzeug für Kinder — faud ehedem, als Schiffsballast verfrachtet, großen Absatz
bis in die entferntesten Gegenden der Erde. Der Marmor ans den Untersberger
Brüchen, schon zu Römerszeiten bekannt, wnrde und wird uoch heutzutage bei deu
monumentalen Bauten Süddeutschlands verwendet, wie die Prachtbauteu Münchens
bezeugen; ebenso findet eine ausgiebige Verwendung desselben iu Salzburg, iu Wie» und
in anderen Städten Österreichs statt. Die Mosaik- und Marmorwaarensabrik iu Oberalm
bei Hallein producirte 1885 mit 114 Arbeitern 20.000 Kubikmeter Marmorwerksteiue,
16.000 Quadratmeter Marmorwerkplatten, überdies Gesimse, Portale, Säulen, Vafeu,
Feuster- und Thürverkleidungen im Gesammtwerthe von circa 200.000 Gulden. Dieselbe
lieferte für das Parlamentsgebäude in Wien eiueu großeu Theil des Baumateriales,
insbesondere Marmorsäulen (Monolithe) von 8 Meter Läuge uud 175 Meterceutueru
Gewicht. Der Transport dieser lauge» und schweren Säulenmonolithe vou deu Adueter
Brücheu bis zur Bahnstation Hallein, eine Strecke von zwei Stunden, war bei den großen
Steigungen und Curveu der sehr primitiven Landstraße mit enormen Schwierigkeiten
verbunden.
Die Marmorwaaren-Jndnstrie wird überdies auch als Kunstgewerbe von einige»
Salzburger Steinmetzmeistern mit rühmlichen Erfolge betrieben. So ist unter anderem
der im Jahre 1880 von Seiner Majestät dem Kaiser für die Kirche in Nazareth gestiftete
Marmoraltar aus der Werkstätte eines Salzburger Meisters hervorgegangen.
Von Glashüt ten befindet sich in Salzburg nur noch eine, nnd zwar die im Jahre
1871 gegründete Glasfabrik „Benedikt-Hütte" zn Bührmoos bei Lamprechtshauseu im
Betriebe; dieses Etablissement dankt seine Betriebsfähigkeit den damit verbundenen reichen
Torflagern und erzeugte mit 152 Arbeitern, einer Dampfmaschine von 25 Pferdekräften,
drei Schmelzöfen uud drei Strecköfen 8.000 Metercentuer Tafelglas im Werthe von
120.000 Gulden. Die Unternehmung kann für sich das Verdienst in Anspruch nehmen,
der Prodnctiou des sogenannten belgischen Tafelglases unter schwierigen Verhältnissen in
Österreich die Bahn gebrochen zu haben. Die Hütte zu Oberalm mußte wegeu unzureichender
Holzbezüge aufgelassen werden. Zwei Glashütten minderen Ranges, welche bis vor einigen
Jahren in Salzburg bestanden, sind infolge der schwierigen Concnrrenzverhältnisse ein-
gegangen. Mit der Erzeugung von Thon- und Cementwaaren (Geschirren, Kachel-
öfen, Vasen und Verzierungen, Ziegeln, Drainage- und Wasserleitungsröhren) beschäftigten
sich drei Betriebe, wovon zwei in Taxach bei Hallein und eine in Abfaltern bei Salzburg.
Der Werth der Producte beläuft sich auf circa 28.000 Gulden, während zwei Fabriken (iu
^Gamp bei Hallein und in Garteuau bei Grödig) Portland-Eement nnd Cementkalk im
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch