Seite - 602 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6
Bild der Seite - 602 -
Text der Seite - 602 -
602
größere, die sich zumeist in der Landeshauptstadt befinden, Handelsmühlen, die übrigen
vorzugsweise Manth- oder Hausmühlen, die nur für den eigenen Bedarf oder für Mahl-
gäste gegen Entrichtung des Mahllohnes arbeiten. Nur etwa 460 der gesammten Mühlen
haben überhaupt einen gewerbsmäßigen Betrieb. Ebenso verhält es sich mit den Säge-
werken, deren Zahl (251) zwar eine beträchtliche ist, von welchen indeß die meisten
nur den Localbedars deckende Schnitthölzer mit zum Theil höchst primitiven Werk-
vorrichtungen erzengen. Nur eine geringe Anzahl der Werke ist von größerem Belange
und liefert Schnitthölzer als Handelswaare. Die Produktion ist iu Folge der Erhöhung
der Zölle für Holzwaaren in Deutschland sehr beträchtlich zurückgegangen.
Auch im übrigen spielt der fabriksmäßige Betrieb unter den gewerblichen Unter-
nehmungen Salzburgs noch eine ziemlich bescheidene Rolle. Vorherrschend ist der dem
localen Bedarfe dienende Kleinbetrieb, welcher zum Theile noch die alten Formen des
Lohngewerbes bewahrt hat. Auf dem Gebiete der Textilindustrie ist die Kunstwollfabrik
und Shoddyspinnerei in Sinhnb nächst Salzburg — im Jahre 1854 als erste in Österreich
begründet — besonders hervorzuheben. Dieselbe beschäftigt über 150 Arbeiter und setzt
ihre Prodncte, 8.000 bis 10.000 Metercentner Kunstwolle und Shoddygarne im Werthe
von einer Viertelmillion Gulden, im Julaude, in Deutschland und England ab. Die
Weberei, fast ausschließlich Leinenstofferzeugung, kann dagegen in Salzburg der Haupt-
sache nach nur als ein Zweig der Hausindustrie bezeichnet werden. Die noch bestehenden
besteuerten Webereigewerbe, etwa 200 an der Zahl, sind wesentlich Lohnwebereien, die
zumeist nur im Winter betrieben werden, während die Gewerbsleute im Sommer vielfach
als Maurer, Zimmerleute oder laudwirthschaftliche Taglöhner anderem Verdienste nach-
gehen. Ein ähnliches Bild bietet die Lederindustrie. Auch hier begegnen wir, mit
Ausnahme einiger weniger größerer Betriebe in Stadt Salzburg und Saalselden, deren
Gesammtprodnction auf circa 150.000 Gulden veranschlagt werden kann, nur für den
Localbedarf berechneten kleingewerblichen Unternehmungen, zum nicht geringen Theile
noch für die bäuerliche Bevölkerung arbeitenden Lohngerbereien. Was speciell die Weiß-
gerberei betrifft, so ist in derselben ein starker Rückgang zu bemerken, welcher zum nicht
geringen Theile darin seinen Grund hat, daß in vielen Gegenden des Flachgaues und selbst
in einzelnen des Gebirgsganes das lederne Beinkleid bei der bäuerlichen Bevölkerung
immer mehr von der modernen Tuchhose verdrängt wird. Die Zahl der Inhaber dieses
Gewerbes dürfte in den letzten 25 Jahren um die Hälfte abgenommen haben.
Die Industrie von Nahrnngs- und Genußmitteln ist außer den bereits
erwähnten Betrieben nur noch durch je zwei Feigenkaffee- und Chokoladefabriken in
Parsch bei Salzburg und in Stadt Salzburg, deren Gesammterzeugniß auf 130.000 bis
140.000 Gulden veranschlagt werden kann, nnd durch drei Sodawassersabrikeu vertreten.
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Oberösterreich und Salzburg, Band 6"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Oberösterreich und Salzburg, Band 6
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Oberösterreich und Salzburg
- Band
- 6
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1889
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 17.03 x 24.86 cm
- Seiten
- 650
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch