Seite - 5 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
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jener malerischen Gruppirung, welche die Thäler am Fuße der breiten Plateaugebirge
auszeichnet, jener reichen Abwechslung, hervorgerufen durch dieGliederuug in abgeschlossene
Seebnchten.
Inmitten des gartenähnlichen Thales liegt der vielbesuchte Kurort Aussee an der
Vereinigung der drei Quellbäche des Trauuflusses uud damit am Ausgangspunkt für den
Besuch zweier, durch ihre landschaftliche Schönheit gleich berühmt gewordener Thal-
abschnitte. Nach knrzem Verlauf erweitert sich der nördliche Ast angesichts der aus fernem
Süden herableuchtenden Eisfelder des Dachstein zur freundlichen Gegend von Alt Ansfee.
Überragt von den Mauern der Trisselwaud erfüllt ein dunkler Seespiegel den Hinter-
grund dieses Thales, tiefgrün zieht seine Flut um einen Felsvorsprung herum bis zur
einsamen Seewiese. Dort aber, wo sich die Felsenarme des Loser nnd der Trisselwand
umfangen, liegen hoch oben auf dem Plateau zahlreiche Alpen und führt ein Steig
stnndenlang über nacktes Gestein an einem stillen Hochsee nahe dem Kamme des Gebirges
vorüber jenseits hinab nach Oberösterreich. Bnnte Villen und reinliche Gehöfte beleben
das Thal von Alt-Anfsee am Fuße des Loser uud Saudling. Letzterer birgt in seinem
Innern reiche Schätze an Salz, deren Ausbeutung einen wichtigen Erwerbszweig der
Bevölkerung bildet. Theils als Bergarbeiter, theils in der Saline bei Anssee, theils endlich
als Holzknechte zur Gewinnung des nöthigen Breunmaterials findet ein großer Theil der
männlichen Einwohnerschaft Arbeit und Verdienst, so daß die Ausübung der Land-
wirthschaft großeutheils weiblicher Obsorge überlassen bleibt. Ein hartes Brod ist es,
welches sich die Mädchen als Sennerinnen anf den rauhen Alpen des Todten Gebirges
verdienen müssen. Oasen gleich tauchen ab uud zu auf der chaotisch zerrissenen Felsfläche
grüne Mulden anf, spärlich sprießt das Futter zwischen dem Steingeriff und weit hinaus
muß das Vieh getrieben werden, damit es seine Nahrung finde. Wenn dann Nebel einfällt,
der Sturm regenschwere Wolkenfetzen über den Boden der Einöde hinpeitscht, gehört nicht
wenig dazu, die flüchtende Herde in Sicherheit zn bergen. Trotzdem sind die Ansseer
Sennerinnen berühmt durch ihre Sangeslust und harmlose Lebeusfreudigkeit. Jauchzend
wird der nahende Fremdling begrüßt und bewirthet mit dem Besten, was die alpine Küche
zu biete« vermag. Wenn sich dann ans allen Hütten die Mädchen zusammenfinden, dauert
es nicht lange, und das juuge Volk dreht sich „wie wirbelndes Lanb ini Winde", und
dazu genüge« oft die Klänge einer einfachen Mnndharmouika.
Nachdem wir vom luftige« Scheitel des Loser «och ein Gesammtbild in uns auf-
genommen, kehren wir zurück nach Aussee, um auch deu östliche» Ast des Thales kenne»
zn lernen. Die rauschende Tränn ist unsere Führerin, bald aber lichtet sich der Wald und es
erschließt sich das Bild des Grnndlsees, an dessen Ufern ein erlauchter Freuud der Alpen
so oft und gerne geweilt. Düstere Forste nmborden den See nnd in seinen dunklen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch