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Gewässern spiegelt sich ein Kranz von altersgrauen Bergriesen des Todten Gebirges. Es
ist die Grenzinaner des Kronlandes gegen Oberösterreich, eine weite Steinwüste, jenseits
in Wänden abfallend gegen Almsee und Hinterstoder.
Steigt man von den Ufern des Grnndlsees auf Jägerpfaden hoch oben an den
grünen Lahngangseen vorüber, so gelangt man nach vielen Stunden in ein todtes, starres
Felsenthal. Hier scheint die Natur bereits völlig erstorben, Schneeflecke nnd dunkle
Schlünde in dem abgewaschenen weißen Felsboden allein unterbrechen die Monotonie der
Landschaft. Dort erhebt sich die nackte Steinschneide des großen Priel bis zu 2.514 Meter,
weithinschauend über die Ebene bis zur fernen Donan.
Hart am See durchzieht eine Straße das nördliche Ufergelände meist dnrch Wald
uud an vieleu reizenden Sommersitzen vorbei bis zum „Laduer". Verhallt sind Büchsen-
knall und Liederklang der wackeren Schützen, welche hier so oft nm ihren geliebten Prinzen
Johann versammelt waren, doch lebt die Kunde jener frohen Zeit noch frisch im Gedächtniß
der Bewohner und heute noch, wenn der rauhe Herbst das lustige Volk der Älpleriuueu
zur Thalfahrt zwingt und von allen Seiten mit Jauchzen und Singen bunte Scharen
festlich geschmückter Burschen uud Mädchen auf ihren Kähnen heranziehen, den Almtanz
zu begehen, entfaltet sich beim Ladner ein Stück Volkspoesie, so unverfälscht wie ehedem.
Die Matte von Gößl mit ihrem grauen Kirchlein bildet das obere See-Ende. Allein
noch weiter zurück dehnen sich, schon ganz eingeschlossen von Wald uud Felsen, die
schwarzen Spiegel des Töplitz- nnd Kammersees aus. Wasserfälle hängen nieder in den
ersten See, der zweite entbehrt auch des Rauschens der Gewässer, Todtenstille breitet sich
über den engen Kessel, selten unterbrochen durch den Klang der Axt eines Holzknechtes
hoch oben ini Forst.
Wir verlassen Aussee, seine schönen Berge, das fröhliche Völkchen seiner Bewohner
und das rege Treiben, welches jeden Sommer hier einzieht, und wenden unsere Schritte
östlich, dem Becken von Mitterndorf zu. Eine eigenartige Gegend breitet sich hier zwischen
den Ausläuferu des Todten Gebirges im Norden nnd jenen des Dachsteins im Süden aus.
Vermöge der hohe» und offenen Lage ist das Klima ranh, die Vegetation fast alpenhaft
und die Culturen auf Wald und Wiesen beschränkt; alle menschlichen Ansiedlnngen
scharen sich längs der alten Salzstraße zu Dörfern zusammen, welche seit Eröffnung der
Bahn sämmtlich verarmt sind. Gerade im Mittelpunkt des weiten grünen Thales liegt
Mitterndorf an dem Bache Salza, dessen Name uns in Obersteiermark noch einmal
begegnen wird. Dieser merkwürdige Bach entspringt am Fuße des Tragl in den Felskaren
des Todten Gebirges und durchfließt das Thal von Mitterndorf von Nord nach Süd, also
gner auf seiue Längsrichtung, um durch den Engpaß Stein zwischen Dachsteingebirge nnd
Grimming der Enns zuzueilen, wodurch der hochaufragende, das ganze Thal dominirende
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch