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trotzig da, während die Umfassungsmauern und die Thürme des Hochschlosses theils in
Schutt und Trümmern liegen, theils geborsten den Einsturz drohen; eine Fensterrose mit
schönen gothischen Ornamenten zeigt die Stelle, wo einst die Burgkapelle stand. Dieses
Schloß wurde im XII. Jahrhundert von den Herren von Stein gegründet, welche im
XV. erloschen; im XVI. wurde es Besitzthum des Stiftes St. Lambrecht; dessen Priestern
diente es in Kriegsläufen als Zufluchtsstätte und dessen Äbten später als Sommer-
residenz; während der Aufhebung des Stiftes (1786 bis 1802) verfiel es und durch einen
Blitzschlag beschädigt, ist es seitdem dem Untergange geweiht. — Und welcher Ausblick
bietet sich da dem Auge des Wanderers! Es ist eines der schönsten, wenn nicht das
herrlichste Landschaftsbild, das unsere Steiermark darbietet. Tief unten in mannigfaltigen
Windungen liegt das grüne Murthal, belebt von dem Silberbande des Flusses, thalab
schweift der Blick gegen Lind und Unzmarkt, gegenüber öffnet sich das Wölzerthal, über-
ragt vom Kamme der Tauern, links erhebt sich mächtig der Pleschaitz und sein Vorberg
stürzt in steilen Felsenmauern bis zur Mur ab; inmitten dieser Wände öffnen sich zwei
Höhlen, eine kleinere und eine größere, nur mit Leitern und Steigeisen zugänglich; in
beiden Höhlen sind Spuren von Mauerwerk erhalten, war auch Raum für Wohnungen;
ob hier eine Höhlenburg stand, oder ob diese schwer zugängliche Stätte nur als Zufluchts-
ort hergestellt war, um dahin zu fliehen, wenn unten im Thale feindliche Kriegsscharen
hausten, ist nicht nachweisbar. Schallauu heißt dieses Höhlenschloß, der Volksmund nennt
es Pnxer Lueg, Puxer Loch. Unter demselben auf einem Hügel im Thale liegen die
Ruinen des Schlosses Pux.
Zwei alte steirische Geschlechter hatten hier rechts und links vom Flusse ihre Heim-
stätten, dort die Teuffeubach, hier die Prauckh. Unmittelbar südlich von Tenffenbach liegt
eine merkwürdige Gebirgslücke zwischen der Murauer Gruppe und dem Zirbitzkogelstocke,
der Nenmarkter Sattel, die tiefste Einsenknng (890 Meter) der Centralalpen auf ihrem
gauzeu Zuge vom Mittelmeer bis zum Murdurchbruch bei Bruck; sie ist eigentlich eine
lange, schmale Hochebene, die sich zwischen dem Schauerfelde uud dem Lindfelde erstreckt,
gut bebaut mit Wiesen uud Äckern, von Gehöften und kleineren Ortschaften belebt,
umrandet im Westen von den Abhängen des Kalkberges und der Grebenzenalpe und im
Osten bis an das Kreuzeck und die Ausläufer des Zirbitzkogels reichend. Das Schauer-
feld bildet die Wasserscheide zwischen Mur und Drau; jener fließt der Tajabach, dieser
der Urtel- und der Olsabach zu. Der Urtelbach speist den Furtnerteich, die Raststelle
ungezählter Scharen von Wandervögeln, welche den von der Natur dargebotenen Weg
benützend hier von Nord nach Süd und von Süd nach Nord ziehen. Daß dieser Paß,
dieser Sattel auch dem wandernden Menschenvolke diente, beweist die Geschichte; es ist
kauin zu zweifeln, daß die Kimbern, als sie (113 v. Chr.) durch Paunonien und Noricum
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch