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gegen Italien zogen und bei Noreja das Römerheer unter Cnejus Papirius Carbo
vernichteten, ihren Weg über diese Einsenkung nahmen; nachdem die Ostalpenländer Roms
Herrschaft unterworfen worden waren, überschritt die Straße, welche von Aquileja nach
Ovilava (Wels) führte, an dieser Stelle die Kette der Ceutralalpeu; im Mittelalter und
bis ins XVIII. Jahrhundert ging der wichtigste Handelsweg von der Adria an die Donau,
von Wien nach Venedig über den Neumarkter Sattel, und wie anderwärts, so suchte in
unseren Tagen auch hier die Eisenbahn die alte Verkehrslinie auf, um entlang derselben
ihre Länder und Völker verbiudeudeu Stränge zu legen. Westlich vom Schauerfelde im
engen Wald- und Alpenthale, 1.072 Meter über dem Meeresspiegel, liegt das altehr-
würdige Benedictinerstist St. Lambrecht. Die mächtigen, mit dichtem Waldbestande
bedeckten Hänge und Kuppe« der Kuhalpe (1.784 Meter) und der Grebenzen(1.870Meter)
im Süden, des Karchaunereck (1.654 Meter) im Norden decken und schützen es sorgsam
gegen die Außenwelt. Hier liegt dieses Zweitälteste Kloster des Landes, 1103 von Heinrich
von Eppenstein, Herzog von Kärnten, gegründet, denn damals und bis 1521 gehörte dieses
Alpenthal dem Nachbarlaude an; hier liegt es imponirend durch die es umgebende
gewaltige Gebirgsnatur und durch den prächtigen Gebäudecomplex, aus dem es besteht,
die große gothische Kirche, doppelthürmig, und das Kloster selbst, von dem tüchtigen
italienischen Baumeister Domeuieo Sciassia im Bau 1640 begonnen und mit dem südlich
gegen den Markt gelegenen Prälaturtracte 1737 vollendet.
Die Reihe historisch bemerkenswerther Orte des Neumarkter Gebietes ist damit
nicht erschöpft. An den Abhängen des Kalkberges liegen Zeitschach, dessen schon in einer
Lambrechter Urkunde von 1172 gedacht wird, uud Graslupp, dessen Besitz König Ludwig
der Deutsche (860) dem Salzburger Erzbischof Adalwiu bestätigte und das lange, bis
Neumarkt erbaut wurde, der Hauptort dieses Gebietes war, gegenüber auf der schiefen
Ebene, die sich vom Kreuzeck abdacht, eine der ältesten Pfarreu des Landes, Maria-Hof,
die als solche schon 1066 genannt wird, und südlich davon am Ausgang der Scheifling-
Perchauer Straße schmiegt sich, überragt von dem Schlosse Forchtenstein, in eine Thalfalte
die ansehnliche Ortschaft Neumarkt, theilweise uoch von den alten Befestiguugsmaueru
umgeben, in herrlicher Lage, fast ringsum von Bergen geschützt und doch im Angesichte
des mächtig aufsteigenden Zirbitzkogels (2.397 Meter) in nächster Nähe der schönsten
Nadelholzwälder, daher mit dein unfern gelegenen Schlosse Pichel in jüngster Zeit von
Kranken und Genesenden als Luftkurort gerne besucht.
Den Olsabach abwärts, der Neumarkt durchfließt, gelangt man nach St. Marein,
dessen alte Kirche Spuren romanischer Anlage zeigt, uud auf das Lindfeld mit dem
stattlichen, dem Stifte St. Lambrecht gehörigen Schlosse Lind; dann durchbraust der Bach
eine wilde Felsenschlucht, die Klamm, wo für Straße und Bahn dem Gesteine nur mühsam
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch