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von Zinnen gekrönt, und trotzen, wenn auch nicht mehr lange, den Stürmen nnd Wettern,
die sie umtosen.
An St. Georgen und Schloß Pichelhofen, an dem verfallenen Schlosse Sauerbrunn
vorüber, hinter dem ein merkwürdiger, aus dem XVI. Jahrhundert stammender Wehrbau
steht und von wo die Bergstraße über den Pölshals in das Pölsthal führt, gelangen
wir nach Judenburg. Auf der breiten Fläche eines Hügels, des Landthorberges, der
auf drei Seiten gegen Fluß uud Thal abfällt, liegt die ansehnliche Stadt; die Stelle
war von der Natur wie vorausbestimmt, in den bewegten Zeiten des Mittelalters den
Hauptort für ein weites Gebiet entstehen zu lassen; sie schließt das enge obere Thal, sie
beherrscht die weite Ebene, das Aichfeld, die sich flußabwärts ausbreitet, die Hochfläche
des Hügels bot Raum für Ansiedlungen und die abfallenden Böschungen machten die
Befestigung der jungen Stadt leicht. Noch sind Reste der Ringmauern und Thore sichtbar,
welche die Stadt einst ganz umschlossen, die jetzt durch ihren großen Platz, ihre breiten
Straßen, ihre hübschen Häuser und die allenthalben hereinblickenden tannengrünen Berge
einen ungemein freundlichen Eindruck macht. Die herrliche Lage der Stadt, ihre Geschichte
und die rege industrielle Thätigkeit, welche sich in ihr selbst und rings nm sie entfaltet,
machen Judenburg zu einem der bedeutendsten Punkte der oberen Steiermark. Keltische
Niederlassungen befanden sich hier schon in den frühesten Zeiten; ans dem Falkenberge,
nördlich von der Stadt, sind seltsame keltische Steinsetzungen sichtbar und am Fuße
desselben bei Strettweg wurde der merkwürdige Kesselwagen gefunden, der eines der
werthvollsten Objecte des Landesmuseums in Graz bildet. Die Römerstraße von Aqnileja
nach Ovilava führte unweit vorüber, und im XIII. und XIV. Jahrhundert wurde Juden-
burg eine namhafte Handelsstadt, eine Hauptstation der Jtalienerstraße und blieb es, bis
unter Kaiser Karl VI. dem Verkehr mit der Adria die Richtung über Graz nach Trieft
gegeben wurde.
Nördlich von Judenburg mündet in das Aichfeld das Pölsthal, das sich in seinem
obersten Theile aus einem großen Complexe von Gräben und Hochthälern zusammensetzt;
es reicht westlich und nördlich an die Tauern, östlich an die Gruppe des Zinkenkogels,
nimmt die langgestreckten Gräben Pusterwald und Brettstein auf; in seinem Hauptaste
beginnt es an dem Hohentanern oder Rottenmanner Tauern, über den eine Fahrstraße
von Judenburg nach Trieben geht. Diese führt vom Paltenthale durch den Wolfsgraben,
in dem der schöne Pineolenstein gebrochen wird, der bei dem Neubau des Stiftes und der
Kirche zu Admont vielfach Verwendung fand; während die Fahrstraße links in einem
großen Bogen um den Triebenstein sich windet, geht rechts ein Fnßweg durch die Suuk,
ein wildes Felsenthal voll gewaltiger Steintrümmer, zwischen denen der Tanernbach in
einer steilen Wand spurlos verschwindet, um erst weiter unten wieder ans Tageslicht zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch