Seite - 48 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
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steht malerisch das imposante Schloß Rabenstein; nach aufwärts und abwärts beherrscht
es Fluß und Straße und sperrt das rechte Ufer derart, daß die Straße nur zwischen dem
Schlosse und den Felsabstürzen, auf denen hoch oben im Tannendickicht die alte Burg,
jetzt in Rninen, stand, geführt werden konnte. Das Schloß ist ein großes, ansehnliches
Gebäude, gut erhalten und bewohnbar, der Burghof ist an den Wänden ringsum mit
herrlichem Epheu umkleidet und von den Fenstern der oberen Gemächer entfaltet sich dem
Blicke eine beschränkte, aber schöne Aussicht Fluß uud Thal entlang bis an die Wald-
nnd Felsenberge, die es ernst und majestätisch umschließen. Bald wird das Thal so eng,
daß es nur dem Flusse Raum läßt und Straße und Bahn durch Kunstbauten auf und in
der Badlwandgalerie geführt werden mußten. Doch rasch ist die liebliche Thalmulde
erreicht, in der inmitten dichter Baumvegetation der freundliche Villenort Peggan und am
rechten Ufer Deutsch-Feistritz mit der von einem Hügel weitaus schauenden Martinskirche
liegen. Steile Felswände mit kaum zugänglichen Höhlen, deren Eingänge düster herunter-
blicken, umschließen den Thalkessel; tief im Hintergrunde, von dichtem Walde umstanden,
decken die Trümmer der einstigen Burg Peggau den Boden einer kleinen Felsenhochfläche.
An dem prächtigen, im Windsorstile erbauten fürstlich Pälffy'schen Schlosse
Stübiug, an dem stattlichen Markte Gratwein, an der herrlichen, auf einem bewaldeten
Hügel thronenden gothischen Kirche Maria-Straßengel vorüber durchbricht die Mur die
Bergenge von Gösting; rechts hoch oben erblickt man die noch immer imponirenden
Mauerreste dieser Burg, die Cholerakapelle auf einem begrasten Bergkegel, den furcht-
baren Felsenabsturz des sagenumkleideten Jungferuspruiiges, links an den tannendunklen
Admonterkogel geschmiegt das schöne Schloß St. Gotthard und im Süden taucht der
Schloßberg von Graz in dem Gesichtskreis ans.
Warum ist gerade an dieser Stelle eine große Stadt entstanden, welche sich bald zur
Hauptstadt des ganzen Landes emporschwang? Welche sind die oro- und hydrographischen
Verhältnisse, die Antwort auf diese Frage geben? Wie läßt sich die geographische Lage
von Graz erklären? An der Westgrenze der Steiermark, dort wo sich Obersteier und
Mittelsteier zu scheiden beginnen, springt das Nachbarland Kärnten in einem scharfen
Winkel vor; an der Spitze dieses Winkels liegt der Speikkogel der Stubalpe, mit dem die
Gabelung der Urgebirgskette in eine nordöstliche, die sich bis zum Wechsel an die Ungarn-
grenze hinzieht, und in eine südliche, die bis an und über die Drau streicht, beginnt; beide
Ketten senden zahlreiche Bergzüge ins Land, die sich gegen Süden nnd Osten zu immer
breiter werdenden Thälern öffnen und allmälig verflachen. Jene beiden Urgebirgszüge,
welche in einem stumpfen Winkel auseinandertreten, bilden somit eine große Bucht, die
von einem bunten Gewirre von Berg- und Hügelreihen bedeckt ist. Inmitten dieser Bucht,
von beiden Zügen ziemlich gleichweit gegen Süden und Osten entfernt, treten die von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch