Seite - 52 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
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Ansehnliche Ortschaften und stattliche Schlösser liegen auf dem Grazerfelde und
auf deu Böschungen der Berge und Hügel, die es umgeben. Auf diesem die großen
Brauereien Steinfeld und Pnntigam, Liebenau, vordem ein alter Herrensitz, jetzt Kadeten-
schule, Feldkirchen mit seinem spitzen Kirchthurm, Mühleck, die Heimstätte von Johauues
Keplers, des unsterblichen Astronomen, Gattin, die Schlösser Thalerhof und Neuschloß,
nächst denen sich der Artillerie-Exercirplatz und zwei große Pulvermagazine befinden,
Kalsdors, in dessen Nähe gutes Sauerwasser entspringt; auf jenen die Schlösser Weißenegg,
Schwarzenegg und Premstetten.
Bis an die Murenge von Wildon reicht das Grazerseld; zwischen Berg und Flnß
ist der Markt dieses Namens gedrängt und darüber thronte auf dem dichtbewaldeten Hügel
die Burg Ober-Wildon, durch ihre Geschichte ebenso wie als Bauwerk hochinteressant.
So wie Gösting die Grazer Ebene nach Norden schloß, so sperrte Wildon den Weg gegen
Süden. In Matthäus Vischers Schlösserbuch (1681) zeigt sich diese Burg als eiu wohl-
erhaltenes mächtiges Gebäude, vor dreißig Jahren ragten noch die Maneru stockhoch über
den Erdboden empor, daß man die einzelnen Räume und ihre Bestimmung erkennen
konnte, jetzt ist es nur mehr ein von üppiger Vegetation dichten Grases und hochstehender
Bäume bedeckter Trümmerhaufen. Im X. und XI. Jahrhundert stand an dieser Stelle
die Burg Hengist, der Vorort eines Gaues; Ende des XII. Jahrhunderts erscheint die
Burg Wildon und das Edelgeschlecht gleichen Namens; unter dem letzten Tranngauer,
de» Babenbergern, zur Zeit des Zwischenreiches und der ersten Habsburger gehörten die
Herren von Wildonie zu den begütertsten uud einflußreichsten Ministerialen des Landes.
Südlich von dem mit breitem Kamme hingelagerten Wildonerberge oder Buchkogel
dehnt sich lauggestreckt erst gegen Süden das Leibnitzerseld, dann gegen Südosten die
Murebene bis Radkersburg uud bis an die ungarische Grenze hin. Der Sausal uud die
wiudischeu Bühel umschließen sie westlich uud südlich, im Osten und Norden reichen sie
bis zu den Ausläufern jener Hügelzüge, welche sich von der die Wasserscheide zwischen Mur
nnd Raab bildenden Bergkette abzweigen. Vor fünfzig Jahren war das Leibnitzerseld fast
durchaus Heideland, jetzt ist es wohlbebant, mit zahlreichen Dörfern uud Bauerngehöften
besetzt. Die Mur, bis vor kurzem in viele Arme gespalten nnd ungezählte Juselauen
bildend, ist nun trefflich regnlirt nnd durchfließt in dem von Steindämmen ihr angewiesenen
Bett das fruchtbare Tiefland. Südöstlich von Leibnitz bis gegen den Fluß hin lag das
antike Eluvium Lolvense; herrliche Steindenkmale, jetzt in den Corridoren des Schlosses
Sxckau eingemauert, wurden dort gesnndeu, wo vor achtzehn Jahrhunderten jene Römer-
stadt stand, und zeugen von der Größe uud Herrlichkeit derselbe».
Wie auf dem Grazerfelde, so haben sich auch hier die Ortschaften auf der Ebene
ansgebreitet, so die freundlichen Märkte Leibnitz, Straß nnd Mureck und die ansehnliche
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch