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Auslieferung seines Mündels. Als sich Friedrich, der zum römischen König gewählt
worden war, im Jahre 1452 nach seiner Rückkehr von Italien, wo er die Kaiserkrone
empfangen nnd sich mit Eleonore von Portugal vermählt hatte, nach Wiener-Neustadt
begab, wurde er hier von den unzufriedenen Österreichern, denen sich auch der Graf
Ulrich von Cilli angeschlossen hatte, belagert. Die vor der Stadt aufgestellten Vorposten
der Kaiserlichen wurden geworfen und gegen das offene Thor gedrängt, durch welches
auch die Belagerer eingedrungen wäreu, wenn nicht der fteirische Ritter Andreas
Baumkirch er mit Löwenmuth sich den Feinden entgegengestellt und sie so lange auf-
gehalten hätte, bis das Thor geschlossen war. Doch sah sich der Kaiser bald gezwungen,
Ladislaus au Ulrich von Cilli auszuliefern, der mm den jungen Fürsten ganz nach seinem
Willen lenkte.
Aber der Cillier wollte noch Größeres erreichen und auch in Ungarn neben dem
König die erste Stelle einnehmen. Dort war der ehemalige Regent und jetzige Obercapitän
Johann Hnnyadi, der Todfeind des Cilliers, 1456 gestorben und der junge König begab
sich mit Ulrich in das von den Türken gefährdete Ungarn. Ulrich wurde jetzt zum Statt-
halter dieses Reiches ernannt, aber in Belgrad kam es zum Streite zwischen ihm und
Hunyadis Sohne Ladislaus. Ulrich wurde von Ladislaus überfallen und in Stücke
gehauen. In der Minoritenkirche zu Cilli ward er bestattet, der Herold zerbrach unter
dem dreimaligen Rufe: „Heut Graf Cilli uud nimmermehr!" den Schild des nun
ausgestorbenen Grafenhauses und das Volk klagte laut. Der größte Theil der Besitzungen
des vom Glücke so lange begünstigten Geschlechtes fiel an Kaiser Friedrich.
So friedliebend dieser Monarch auch war, so geuosseu seine Länder doch nur selten
des Friedens. Auch Steiermark zählte nur wenige ruhige Jahre. Ein beklagenswerthes
Ereigniß war die Baumkircher-Fehde. Andreas Baumkircher stammte aus Wippach in
Krain, aber der Stammsitz seines Geschlechtes lag bei Weißkirchen in Obersteier. Am
Hofe Kaiser Friedrichs erzogen, erhielt er schon 1447 die Pflegschaft der habsburgifcheu
Pfandherrschaft Schlaning (Szalouak) in Ungarn, später wurde er Obergespan des
Preßburger Comitats, das der Kaiser im Pfandbesitz hatte, sowie Freiherr. Er leistete
dem Kaiser große Dienste: außer bei der Belagerung von Wiener-Neustadt auch uoch bei
Friedrichs III. Kampfe um die Cillier Erbschaft, endlich 1462, als der Kaiser in der
Wiener Hofburg von seinen Unterthanen belagert wurde. Aber später, als sich Baumkircher
enger an den ungarischen König Matthias Corvinns anschloß, erkalteten die Beziehungen
des Kaisers zu Baumkircher, dem er große Summen schuldete, die er nicht zu zahlen im
Stande war. Es war damals eine wilde Zeit, der Trotz der Vasallen artete oft in
Widerspenstigkeit und selbst in offenen Krieg gegen den Landesfürsten aus, dem mau wie
einem Feinde Absagebriefe zuschickte. Auch Baumkircher, sowie seine Genossen Hans von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch