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er der Mitwirkung der Stände zu der militärischen Sicherung von Jnnerösterreich gegen
die fortwährend drohenden Angriffe der Türken nicht entrathen konnte. Ja er ließ sich
auf dem Ausschußlandtage zu Bruck an der Mnr 1578 herbei, die Abhaltung des
evangelischen Gottesdienstes durch angestellte Prediger, sowie den Bestand evangelischer
Schulen in Graz, Judenburg, Laibach und Klagenfurt zu gestatten, überhaupt die
Gewissensfreiheit der Bürger im Allgemeinen anzuerkennen, wenn die Prädicanten sich
aller Angriffe gegen die katholische Kirche enthielten. Den Ständen selbst sollte ihre religiöse
Überzeugung wie bisher freistehen. Einer schriftlichen Ausfertigung dieser Zugeständnisse
verweigerte er jedoch seine Unterschrift, die Bemerknng, er habe für sich und seine Nach-
kommen die Zugeständnisse gemacht, strich er in dem ihm vorgelegten, von den Ständen
verfaßten Protokolle durch. — Das Aufsehen, welches die Vorgänge von Bruck in der
katholischen Welt hervorriefen, die Siegesgewißheit, welche die Protestanten nach derselben
unkluger Weise zur Schau trugen, und die Vorstellungen der Erzherzogin Maria sowie
ihrer baierischeu Verwandtschaft veranlaßten Karl in den letzten zehn Jahren seiner
Regierung zu einer strammeren Vertretung der katholischen Interessen, namentlich durch
den Ausschluß aller Protestanten aus seinem Hofstaate und das Verbot für die Bürger
von Graz, ihre Kinder in die Stiftsschule zu schicken. Die Opposition nahm daher bis zu
seinem Tode stetig zu und führte selbst zu einigen gewaltthätigen Ausbrüchen.
Erzherzog Karl war der Organisator der Grenze. Er ordnete die Beziehungen der
innerösterreichischen Hinterländer zu derselben, errichtete eine Reihe von Blockhäusern,
sorgte für genügende Besatzung in denselben, erbaute die nach ihm benannte Festung
Karlstadt und verstärkte das „Hauptschloß Graz" durch den Bau von starken Bastionen
und Thoren. Zu allen diesen Unternehmungen und Einrichtungen mußten die Stände
namhafte Beiträge bewilligen. Außer den Geldsummen, welche sie dem Landesfürsten zu
Vertheidiguugsmittelu erlegten, leistete das Land im Falle eines feindlichen Angriffs
die „Landesrüstung" mit 634 „Gültpferden" und mit dem Aufgebot des dreißigsten
Mannes oder 2.00l) Büchsenschützen, also drei starken Fahnen Reiter, meist Arkebusiereu,
uud füilf bis sechs Fähnlein deutscher Knechte. Vom letzten Jahrzehnt des XVI. Jahr-
hunderts an wurden diese Truppen nicht mehr von den verpflichteten Gültenbesitzern
gestellt, sondern geworben und aus den Matrikularbeiträgeu bezahlt, welche die Landstände
zu entrichten hatten. Es gab damals in Steiermark noch Familien mit sehr ausgedehntem
Grundbesitze, so daß die Leistungen einzelner für die Landesvertheidigung dem Contingente
eines deutschen Reichsfürsten gleichkamen. Die Stubenberge stellten 52 Pferde und
162 Büchsenschützen, ein Kurfürst des heiligen römischen Reiches rückte mit 60 Mann zu
Roß und 277 zu Fuß aus; der Abt von Admout kam den Bischöfen von Speyer oder
Passall gleich, ein Windischgrätz, Saurau oder Herberstein dem Markgrafen von Baden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch