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oder dem Herzog von Brannschweig-Lünebnrg. Von den Geldern, welche der Reichstag
für den Türkenkrieg und die Grenzvertheidigung ab und zu votirte, kam nach Steiermark
nichts, Landesfürst und Stände beklagten sich wiederholt sehr bitter darüber, daß sie vom
Reiche so gut als verlassen und preisgegeben seien.
Ein von dem bewährten Rathe Kaiser Ferdinands und seiner Söhne, Hans von
Cobenzl, herrührender Plan, dem deutschen Orden, dessen Comthnr Cobenzl in Laibach
war, ein Gebiet an der windischen und kroatischen Grenze (etwa Kanischa oder Kopreinitz)
abzutreten, damit der Orden mit einer entsprechenden Anzahl von Rittern darin sich
niederlasse und den ihm obliegenden Kampf gegen die Ungläubigen wieder beginne, fand
bei den Balleyen von Franken und am Rhein, die sich in ihrem reichlichen Lebensgenusse
nicht stören lassen wollten, keinen Anklang und mußte, obwohl ihn Kaiser Maximilian
auf dem Deputationstage von 1577 kräftig befürwortete, aufgegeben werden.
Die Kriege dieser Zeit wurden von den Türken nicht im Stile Snleymans geführt,
sie wurden — da zwischen dem Kaiser und dem Sultan jährlich der Waffenstillstand
erneuert wurde — als Privatangelegenheit der benachbarten Paschas betrachtet, deren
Raubzüge Kroatien, Krain und Steiermark unaufhörlich bedrohten und fast Jahr für
Jahr kostspielige Rüstungen und Truppenaufstellungen nothwendig machten. Die Über-
nahme des Oberbefehls über das gesammte Grenzgebiet von der Dran bis an die Adria
durch deu Erzherzog (1578) verursachte diesem und seinen Ländern zwar neue Lasten und
Sorgen, aber auch die Möglichkeit, in die Vertheidigung endlich ein System zu bringen
und durch Instandhaltung der festen Plätze, welche von den Ungarn und Kroaten dem
Verfall preisgegeben waren, wenigstens gegen den ersten Anprall der Feinde Schutz zu
gewähren, bis die Contingente von Jnnerösterreich heranziehen konnten. Für die
Bewaffnung der letzteren hatte die steirische Landschaft besonders ausgiebig gesorgt, indem
sie in ihrem Zeughause in Graz große Vorräthe von Schutz- und Trutzwaffen anhäufte,
welche im Falle der Mobilisiruug des Aufgebotes sofort zur Verwendung kommen konnten.
In den letzten Regierungsjahren Erzherzog Karls nahmen die Beunruhigungen an der
Grenze einigermaßen an Heftigkeit ab, Karl konnte daher sein Augenmerk wieder friedlichen
Unternehmungen zuwenden, deren bedeutungsvollste die Stiftung der Universität in Graz
war (14. April 1586). Diese war zwar höchst unvollkommen, da sie nur aus der theolo-
gischen und der philosophischen Facnltät bestand, auch war ihr Wirkungskreis ein von
vorneherein beschränkter, da die Leitung sowie die Besetzung aller Lehrstellen ausschließlich
dem Jesuitenorden übertragen war, ihre Bedeutung kann daher mit der von älteren
akademischen Instituten universellen Charakters, welchen Wien und Prag selbst während
der katholischen Reaction zu bewahren wußten, nicht verglichen werden; trotzdem war
dadurch eine Culturstätte geschaffen, die das Land in den zwei Jahrhunderten des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch