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abgelegenen Thälern von Obersteiermark, namentlich im Ennsthal und im oberen Mur-
thal, konnte derselbe niemals ganz ausgerottet werden. Als Erzherzogin Maria, welche
wenige Tage vor dem Erlasse des Religionsedictes zur Vermählung ihrer Tochter
Margarethe mit dem König Philipp III. nach Spanien gereist war, wieder an den Hof
nach Graz zurückkehrte, war das große Werk, durch welches die Regierung ihres Sohnes
für alle Zeiten gekennzeichnet ist, glücklich vollbracht; der katholische Ekerns, an desseu
Spitze die Bischöfe Georg Stobäns von Lavant und Martin Brenner von Seckau für die
Wiedererstarkuug ihrer fast gänzlich beseitigten Herrschaft gestritten hatten, begann nuu in
Verbindung mit dem von der Regierung besonders bevorzugten Jesuitenorden die
Anpassung der durch den weltlichen Arm ihrer Obsorge überlieferten Seelen für die
Anforderungen eines Glaubens, dem sie sich nur durch den Verzicht auf die Heimat uud
den größten Theil von Hab und Gut hätten entziehen können.
In der Bekämpfung der Türken kam Ferdinand nicht so leicht zum Ziele als in
der konfessionellen Politik, er hatte im Gegentheil einige empfindliche Verluste zu erleiden.
Die Feste Kanischa wurde am 20. October 1600 vom Feinde genommen, weil man den
Befehlshaber Georg Paradeiser zu lange ohne Unterstützung gelassen hatte. Der Versuch
des Herzogs von Mercoenr, den Platz zu entsetzen, mißlang, und trostlos endete auch
der im darauffolgenden Jahre unternommene Feldzug des Erzherzogs zur Rückeroberung
von Kanischa, obwohl dafür die ganz ungewöhnliche Zahl von 23.000 Mann zu Fuß
und 4.500 Reitern aufgebracht und von Radkersburg aus ins Feld geführt worden war.
Die Einfälle beutelustiger Scharen in Steiermark wiederholten sich daher in den nächsten
Jahren, bis der vom Kaiser geschlossene Friede von Szitva-Torok (1606) die Feind-
seligkeiten für einige Zeit unterbrach.
Von den Leiden des dreißigjährigen Krieges blieben die Alpenländer verschont,
infoferne sie wenigstens keinen Feind im Lande sahen, sondern mit Werbungen und
Steuern allein heimgesucht wurden. Eine Aufforderung zum Anschlüsse an die böhmische
Erhebung, welche an die protestantischen Stände der Steiermark gerichtet wurde, als
gerade Wien von den Rebellen unter Thnrn und von Bethlen Gabor bedroht wurde, fand
bei den Steirern keinen Widerhall, ihre Anhänglichkeit an den Landesfürsten hielt sie ab,
die Verlegenheit, in welcher dieser durch den Abfall anderer Provinzen gerathen war, zu
Gunsten der Religionsfreiheit auszunützen.
Als Ferdinand nach dem Tode des Kaisers Matthias berufen wurde, die Leitung
der deutschen Linie des Hauses Österreich zu übernehmen und den gesammten Länderbesitz
desselben sammt der Kaiserkrone in seiner Hand zu vereinigen, hörte die politische Selbst-
ständigkeit von Jnnerösterreich wieder auf. Der Kaiser und seine Familie hielten sich nur
sehr selten und auf kurze Zeit in Steiermark auf, so daß Graz deu Charakter einer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch