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führte zu einigen erregten Auseinandersetzungen und mehrfachem Schriftwechsel, endete
jedoch mit dem vollständigen Siege der Regierung, die au die steirischeu Stände nicht das
geringste jener Rechte abtrat, die sie ihnen allmälig entzogen hatte.
Die religiöse Bewegung, welche in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts
fast erstorben schien, erhielt durch die Salzburger Emigration neue Nahruug und erwachte
vor Allem im Emisthal, wo sich plötzlich ganze Gemeinden (Ramsau) evangelisch erklärten.
Man suchte dieselbe dadurch zu unterdrücken, daß man den aus dem „Reiche" kommenden
Agitatoren nachstellte und diejenigen Personen, welche zu keiner Art der Anerkennung des
katholischen Glaubens zu bewegen waren, zur Transmigration (zwangweisen Übersiedlung)
uach Siebenbürgen vernrtheilte, wo sie eine Reihe eigener Gemeinden bildeten. Auch unter
Maria Theresia haben wiederholt solche Verschiebungen stattgefunden. Erst das Toleranz-
patent Josefs II. (1781) endete den zweihundertjährigen Kampf, indem die Protestanten
dadurch das Recht erhielten, Pfarrgemeinden zu begründen und darin ihre Religion
ungehindert auszuüben.
Das XVIII. Jahrhundert hatte — abgesehen von dem Knrutzeneiusalle des Jahres
1704, der durch deu Räköczy-Aufstaud in Ungarn veranlaßt war — der Steiermark
keiueu Feind ins Land gebracht, bis kurz vor der Wende desselben die Franzoseneinfälle
dem lauge bewahrten glücklichen Friedenszustande ein jähes Ende bereiteten.
Das Heer, mit welchem Napoleon Bonaparte 1796 bis 1797 ganz Oberitalien
erobert und die österreichische Armee in einer Reihe von Schlachten und Gefechten zurück-
geschlagen hatte, überschritt auf der alten Kaiserstraße von Kärnten aus die Grenzen des
Landes. Am 4. April 1797 stand Bonaparte in Scheisliug auf steirischem Boden und
sandte ein Corps uuter General Bon nach Murau, um sich beim Vormarsche den Rücken
zu decken, ein zweites unter Masseua das Murthal hinab bis Knittelseld und zur Besetzung
der Straße über den Rottenmanner Tauern. Am 7. April trug er von Judenburg aus
den österreichischen Generalen Bellegarde und Merveldt einen Waffenstillstand an, nachdem
er schon vorher von Klagenfurt den sogenannte» „philosophischen" Brief an Erzherzog
Karl gerichtet hatte, in welchem er seine Bereitwilligkeit zum Friedensschlüsse vom Stand-
punkte der Humanität aus begründen wollte. Thatsächlich wurde es ihm aber höchst
bedenklich, mit einer Armee von kaum 40.000 Maun in das Herz der Alpenländer
vorzudringen, deren Bewohner den Ruf der Tapferkeit uud Waffengewandtheit nie
verloren hatten. Schon hatten die Tiroler denselben glänzend gerechtfertigt nnd die in ihr
Land eingedrungenen Franzosen im Etschthal und im Pusterthal zurückgedrängt. Wien
rüstete sich zur Vertheidigung der Stadt und zur Aufstellung von Freiwilligencorps, in
Ungarn war die Jufurrection bereits aufgeboten und in Kärnten und Steiermark waren
die Bauern bereit, sofort dem Beispiele Tirols zu folgen uud Schützencompagnien zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch