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Bei ersterem Spiele, auch „ Schmaraggeln" genannt, wird von den in zwei Partien
getheilten Spielern von vier Seiten, deren jede ein „Bot" genannt wird, mit einer etwa
kopfgroßen Kugel auf eine Distanz von mehreren Metern nach den in gleicher Ordnung
wie beim Kegelscheiben aufgestellten Kegeln geworfen. Das „Meilenspiel" ist nur in den
an Kärnten grenzenden Gegenden Obersteiers üblich. Die Spieler sind gleichfalls in zwei
Partien getheilt, deren jede eine große Kngel besitzt, die abwechselnd auf der Straße weiter
geworfen wird, bis das oft ein bis zwei Stunden entfernte Ziel erreicht ist; diejenige
Partie, welche weniger Würfe gemacht, hat das Spiel gewonnen. Zuweilen wird die
Kugel nur mit einem Prügel oder dergleichen geschlagen oder fortgestoßen, in welchem
Falle dann das Spiel „Kugelschlagen" genannt wird.
Von den in Steiermark üblichen Gesellschaftsspielen seien hier nur genannt das
„Tops-" und „Stockschlagen" und das „Weibertauschen". Manche Spiele, wie das
„Orgelstimmen", „Keanstockspreugen", „Bischofeinweihen", „Sterngncken" n. s. w. sind
Vexirspiele, bei denen Uneingeweihten auf mehr oder weniger unzarte Weise oft ziemlich
arg mitgespielt wird; andere wieder, wie z. B. das „Roßbeschlagen", „Bauer und Bader"
und dergleichen bringen einzelnen Ständen geläufige Hantierungen in pantomimischer
Weise zur Darstellung. Auch die fröhliche Kinderwelt hat ihre Spiele, wie z. B. „Frau
Sonne", „Guggaberl", „Goldue Brucken fahren" und noch viele andere, welche jedoch
auch in den übrigen Alpenländern mehr oder weniger bekannt sind.
Wenden wir uns nun dem steirischen Bauernhause zu. Es ist weniger geschlossen
und breitbehäbig als das tirolische und typischer als das kärntnische; es ist tüchtig in der
inneren Eiutheiluug und ernst von Aussehen.
Die älteren ländlichen Wohnhäuser sind mit Rücksicht auf die herrschenden klimatischen
Verhältnisse meist aus Holz erbaut und ruhen auf einem steinernen Unterbau. Sie bestehen
in der Regel aus vier mit kleinen Fenstern versehenen Räumen, aus dem Vorhause oder
der „Lauben" in der Mitte, mit dem Aufgange zum Dachboden, aus der „Rauchstube",
dem gegenüberliegenden „Stübel" und einer „Kammer" nebenan, welche zugleich als
Keller benützt wird. Manche dieser Häuser wurden durch spätere Zubauten erweitert, welche
gleichfalls Zimmerräume und bei etwas abdachiger Lage unterhalb einen Keller enthalten.
Die „Rauchstube", welche Küche und Wohn-, oft auch Schlafzimmer zugleich ist, enthält
den offenen Kochherd, neben diesem den Backofen, unter dem sich wieder der Hühnerstall
befindet, und den „Saukesselofen". Dem Kochherd gegenüber in der Ecke steht der massive
Eßtisch und über demselben ein schlichtes Hausaltärcheu; außerdem befinden sich hier noch
Wandbänke mit Laden, Wandgestelle, eine Schwarzwälderuhr und endlich oft auch das
breite Bett, welches tagsüber mittelst einer Holzdecke zugedeckt wird, um als Küchentisch
benützt werden zu können. Die aus Holzpsosteu bestehende Decke wird von einem dicken
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch