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hölzerne Oberstockwerk bildet den Wohntraet des Landmanns. In den südlichen Gegenden
der östlichen Steiermark, von Radkersbnrg aufwärts, macht sich an älteren Bauten die
in Obersteier übliche Anlage bemerkbar, nur daß die Wirthschaftsgebäude meist parallel
mit dem Wohuhause laufen, seltener sich im Winkel an dieses schließen.
Zu einem eigentlichen steirischen Bauernhause gehören auch der „Feldkasten" uud
das „Ausuahmshäusl" oder „Stöckl". In ersterem, einem einsam stehenden Holzbau auf
gemauerter Unterlage mit hohem Giebeldache, bewahrt der Laudmaun seinen Erntesegen.
Das letztere ist meist ein sehr einfaches Häuschen; in Mittelsteier findet man solche mit
ausladendem Oberstockwerk uud meist um so viel höher, als sie im Geviert allzu schmal
bemessen sind. Reichere Grundbesitzer haben auch noch ihre Huben, bei denen das wohnliche
Gelaß für den „Moar" und das Gesinde mit den Aufspeicherungsräumen baulich in Eins
zusammengezogen ist. Erwähnung verdienen auch die „Söllhäuser" oder „Söller", kleine,
oft gauz nette Holzbauten, in welchen besitzlose dürftige Leute, Taglöhuer, Handwerker
und dergleichen, bequeme uud billige Unterkunft finden. Endlich gehört zu jedem größereu
einschichtigen Bauernhofe auch die „Bad-" oder „Brechelstube", und was ein echter
steirischer Bauer ist, der für alles, was er braucht, seine Mittel beim Hause hat und Haus-
arbeiten entweder selbst ausübt oder durch auf die „Stör" berufene Handwerker verrichten
läßt, so besitzt ein solcher für seine Bedürfnisse auch noch seine eigene Mühle, Zengschmiede
uud Zimmerhütte.
Wie der Steirer sich sein Haus den klimatischen und örtlichen Verhältnissen
entsprechend gebaut hat, so hat er denselben auch seine Kleidung angepaßt. Gemeiniglich
gilt das „Steirergwand" zugleich auch als das Kleid des Hochgebirgsjägers; die ältere
Tracht des Volkes aber war eiust auch die der bevorzugteren Gesellschaft, nur daß sie aus
deren Kreisen von der Mode verdrängt wurde, währeud sie sich auf dem Lande, und
zwar im Gebirge, bei dem zähen und beharrlichen Sinne der Bevölkerung viel längere
Zeit erhalten hat.
Heutzutage besteht die Kleidung des Steirers aus einem dunkelgrünen Hut mit
breitem, oft hellgrünem Bande, geschmückt mit einem Gamsbart, Schild- oder Auerhahu-
stoß oder einem Geierflaum, iu schöner Jahreszeit wohl auch mit eiuem Sträußcheu
„selbstbrockter" farbenprächtiger Alpenblümlein geziert; ferner aus einer grauen, grün
ausgeschlageuen Jacke, uuter welcher der rothe „Brustlatz" und darüber die grünen Hosen-
träger hervorschauen; dann aus der „ircheuen", zuweilen zierlich ausgenähten Kniehose
mit dem besonderen Seitentäschchen für das „Eßbesteck"; endlich aus den gewöhnlich grünen
oder grauen Wadenstrümpfen uud de» hohen, mit derben Nägeln beschlagenen „Bund-
schuhen". Um den Hals ist ein lose gebundenes, meist grellfarbiges Halstuch geschlungen;
hier und da findet man anch noch den früher häufiger als jetzt üblichen Ledergnrt um die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch