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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Seite - 161 -
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161 Das „Bstattnngsessen" findet noch in vielen Gegenden statt. Am Murboden, in der Umgegend von Knittelfeld, herrscht die Sitte, daß vor der Thiir des Zimmers, worin das „Bstattnngsmahl" abgehalten wird, ein Waschbecken nnd ein Handtuch bereit gehalten werden, damit jeder „Geladene" von dem Grolle, den er möglicherweise gegen den Verstorbenen hegte, sich reinige, ihn gleichsam „abwasche", bevor er sich zum Leichen- schmaus setzt. Seinen Schmerz über eiueu verlorueu Theuren änßert der steirische Landmauu nicht leicht in lauter, Wildklageuder Weise, begräbt ihn vielmehr in sich selbst, bewahrt aber dafür deu Heimgegaugeueu desto läuger uud aufrichtiger im guten Angedenken. Klein ist auch die Zahl der schlichten Grabkreuze, die so einen Dorffriedhof zieren. Denn nicht immer wird Einem da ein Denkmal gesetzt, wo er begraben liegt; dagegen liebt man es, an jene» Stätten, wo ein Mitmensch mitten in seiner Lebens- uud Schaffenskraft vou gewaltsamem Tode plötzlich ereilt worden, ein einfaches Gedächtnißmal, eine sogenannte „Martertafel" zu setze», die oft mit rührender Naivetät durch Wort uud Bild vou dem geschehenen Unglück Knude gibt uud den Todten dem frommen Gebete der Vorübergehenden empfiehlt. Der Meinungen uud Sagen, welche sich an den Tod knüpfen, leben im Volke gar viele. Unheimlich klingen die Sagen vom „Tod" und von der „Tödin" oder dem „Pest- mandl" uud dem „Pestweibl", welche oft, ersterer stets mit der Sense, letzteres mit dem Reche» uud dem Kehrbesen gesehen worden sind, wenn die Pest im Lande wüthete. Zuweilen zeigte auch ein glühendes Rad diesen Würgengel an. In Radkersbnrg rollte eine schwarze Kngel, die „Klag", als Vorbote schwerer Ereignisse des Nachts winselnd dnrch die lange Gasse. Vieles erzählt der Volksglauben anch von dem „Anmelden" der Todten, vom „Herumgeistern" solcher, die in einer schweren Sünde verstorben, von der gespenstischen „Mitternachtsmesse" und von der „Schwur-" oder „Zwingmesse". Das Leben des Steirers ist ein mühevolles, ein Leben voller Arbeit, und doch ist es kein frendenleeres, denn es ist durchflochten von einem Kranze alter sinniger Gebräuche. Wird an einem Hause oder an Wirtschaftsgebäuden eine größere Reparatur vorgenommen oder gar ein Neubau aufgeführt, so finden sich dazu die Nachbarn ein und legen emsig Haud an, so daß also die Arbeit nur zum geringen Theile von eigentlichen bezahlten Profefsionisten und Fachleuten besorgt wird. Wer verhindert ist, selbst mitzuthun, schickt gleichsam zum Glückwünsche Schmalz uud Butter, zuweilen auch noch andere Vietnalien, auf daß die Arbeiter leichter verköstigt würden. Der Überbringerin dieser Gaben kommen die Bauleute freudig lärmend entgegen; nach einigen Tagen folgt das Gegengeschenk, welches meist in einem Korb „Krapfen" besteht. Ist dann der Bau glücklich beendet, so wird unter allerlei Formalitäten das bebänderte „Firstbänmcheu" aufgesetzt uud hierauf zu Ehren der wackeren Steiermark. 11
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Steiermark, Band 7
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Steiermark
Band
7
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1890
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.09 x 22.51 cm
Seiten
432
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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