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und Liesingthale das „Goneßlauseu" statt, ein volkstümliches Wettreimen; obwohl dabei
der keimende Graswuchs niedergetreten wird, ficht dies die Besitzer doch nicht an, denn
das Goneßlanfen soll ja die Felder und Wiesen frnchtbar machen.
Ein Freudentag ist der 1. Mai . Die Sitte des „Maibaumsetzens" trifft man noch
in vielen Gegenden. Im Oberlande gehen an diesem Tage viele Leute in den Wald und
bewerfen sich hier mit Fichtenzapfen; wer davon getroffen wird, bleibt das ganze Jahr
hindurch gesund. Besonders wirksam ist der „Maithau". Mädchen waschen sich gerne mit
dem am 1. Mai von einem Weizen- oder Roggenfelde gesammelten Thau das Gesicht,
damit die Sommersprossen vergehen. Auch werde», weuu mau de« Uuterleib der Kinder,
welche „englische" Glieder haben, recht oft in ein vom „Maithau" benähtes Tuch „ein-
schlügt", die krummen Füße gerade und stark. Am „Christi Auffahr ts tag" wird in
Grobming die Himmelfahrt des Heilands sinnbildlich dargestellt; von jener Seite, nach
welcher sich der „auffahrende" Christus zuletzt mit dem Gesicht wendet, kommt dann das
erste Gewitter.
Das Pfiugstfest wird au vielen Orten am Vorabend mit dem „Hexenschnalzen"
eingeleitet. Fromme Bauersleute gehen in der Pfingstnacht um die Mitternachtsstuude
auf ihre Felder hinaus uud am „Noau" entlang, um allenfalls die ruhelose Seele eines
Greuzsteiuversetzers zu erlösen oder für das Gedeihen der Feldfrüchte zn beten. Lang-
schläfer werden am Psingstsonntagmorgen als „Pfiugstköuig", „Pfiugstluckeu" oder
„Pfiiigstnndel" benamset und mit Blumen- oder Strohkränzen bedacht. In Straden,
Mnreck uud anderen Orten erhält selbst die Knh, welche als die letzte auf der Gemeiude-
weide anlangt, einen Kranz. In der mittleren Steiermark war ehemals der „Psingstritt"
sehr üblich. Zn Wagendorf ob St. Veit a. V. fand am Pfingstsonntag der „Pfingst-
lnckenritt" statt. Da rangirten sich die „Ha l t e r " j e nachdem sie früher oder später des
Morgens mit ihrem Vieh auf der Gemeiudeweide aukameu, als „Fahnlführer", „Krotteu-
stecher", „Klaubauf" u. f. w. Nachmittags ritten sie dann im geschlossenen Zuge durchs
Dorf, vorau der „Fahulführer" und als der letzte die mit Birkenreisern umflochtene und
bekränzte „Pfiugstlucken". Der Zug leukte nach dem nahen St. Veit und wurden da die
aus der Kirche kommenden Leute mit Kröteu, Erde u. s. w. beworfen, worauf dann die
Pfingstreiter wieder «ach Wageudorf zurückritte». Hier faud des Abends der „Fuchs-
tanz" statt, eine Tauzuuterhaltuug, zu welcher die Mittel durch das „Auschaueulasseu"
eines lebenden Fuchses aufgebracht wurde». Ein anderer Psingstritt war die „Pfingst-
weihe" in Radkersbnrg. Eine Anzahl Banernsöhne der Ortschaften Leitersdorf n»d
Deutsch-Radersdorf ritteu am Pfingstmontag Nachmittags unter Anführung eines in
Stroh gehüllten, auf einem nngesattelten blinden Pferde sitzenden Bnrschen dnrch die
' Viehhirten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch