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Margaretha Maultasch und anderen, mythische Züge wieder. Von geschichtlichen Sagen
sind erwähnenswerth jene von der Zerstörung Mnroela's durch die Huuneu, von dem
Heldeukampse der schönen Agnes von Pfannberg und ihrer Getreuen gegen die Söldner
König Ottokars II., von den zahlreichen Einfällen der Türken in das Land und vou
de« Streifzügen der Ungarn uud Kurutzeu. Besonderes Interesse erregen die vielen
Geschlechts- und Wappensagen, welche sich an berühmte heimische Adelsfamilien kuüpfeu,
so die Sagen von den Grafen von Cilli, von den drei Raben im Wappen der Eggen-
berger uud vom ersten Lichtenstein, von dem Zauberringe und den Turuiereu der
Scharfenbergs, vom Zweikampfe ans dem Rennfelde und dem Schatze der Stubenberge,
deren Ahnherr als römischer Hauptmann bei dem Kreuze Christi Wache gestanden, von
deni bärtigen ärmellosen Manne als Helmzier des Wappens der Teuffeubacher uud vou
de» Wildouieru mit den Seeblättern im Schilde, welches Wappeu auch Herwig, der
hervorragende Held der Gndrnnfage, führte. Einen eigenthümlichen Zug weist die mehrfach
wiederkehrende Sage von den feindlichen Brüdern auf, welche deu Besten Plaukeusteiu,
Prauk, Pux, Reichenburg, Riegersburg, Schielleiten und anderen anhaftet. Und wie der
Epheu dieser und noch vieler anderen Sagen sich um die Trümmer der alten Zwingburgen
rankt, knüpfen sich auch liebliche Legenden an den Ursprung der ältesten Gotteshäuser
und Stifte, erzählen sorgsam gehütete Traditionen von der Urbarmachung des Landes
durch deutsche Ansiedler und von der Entstehung zahlreich blühender Ortschaften.
So gleichen denn die Mythen und Sagen den zarten, farbenprächtigen Alpen-
blümlein, wie diese uns stärkend mit ihrer belebenden Frische uud ihrem lieblichen Dufte
uus labeud; es sind diese Volksüberlieferuugeu kostbare Perle» im reichen Schatze des
Geiuüthlebeus der biederen Bewohner des schönen Steirerlandes — goldene Saa t -
körnlein immergrüner Heimatliebe.
Das Volkslied und Volksschauspiel der Deutschen.
Wie ein frischer, sprudelnder Waldquell ist das Volkslied, eutspruugeu aus dem
Gemüth der einfachen Menschenseele, die unberührt geblieben ist von jeder künstliche»
Verfeinerung, und darnm ertönt auch das Lied des Volkes in einfachen, ursprünglichen
Lanten, nichtsdestoweniger aber klar, sinnig und zu Herzen sprechend, mag es die Heiterkeit
und Seligkeit der Seele in lebensfrohen Tönen hinansjubelu, mag es klagend uud fehueud
erklinge«. Und wie der Quell deu Charakter der Landschaft, die sein Wasser durchströmt,
wiederspiegelt, so zeigt sich auch im Gesäuge des Volkes die Landschaft, welche es bewohut,
uud weil das Land nnd der Boden, auf dem die Meuscheu wandeln, ihr Leben und Treiben
uud damit auch ihr Siuueu und Singen beeinflussen, so erhält das Lied seinen wechselnden
Charakter uud zeigt unverfälscht uud ungetrübt die Volksseele.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch