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Es liegt etwas überaus Treuherziges in den zahlreichen Variationen dieses Themas.
Mit welcher Geschäftigkeit nnd rührenden Innigkeit bieten die Hirten ihre bescheideuen
ländlichen Gaben, das Beste, was sie besitzen, dein nengebornen Kinde an:
In ähnlicher Weise besingen die „Dreikönigslieder" den Besnch der Könige bei der
Krippe und ihre Gaben. Manche dieser Gesänge sind wenig dialectisch gefärbt, luituuter
auch ^iur durch ihren ersten Aufzeichner, der wohl ein Küster oder Schulmeister gewesen
sein mag.
Dieselbe Urwüchsigkeit und Naivetät finden wir in den Liedern, die zn anderen
Festzeiten üblich sind und wareu, iu den Hochzeitsgesängen uud selbst in den Todteuklagen.
Es steckt so manches Stück echter Weisheit in den in künstlerischer Beziehung wohl
manchmal uiigeleukeu Strophen, die aber dennoch tief zu Herzeu dringen. So mancher
alte Sang ist seit Jahrhunderte« auf sogenannten fliegenden Blättern gedruckt im Volke
verbreitet, — kein Mensch weiß, wer ihn gedichtet, wer ihn zuerst gesungen.
Im Oberlande, in den Bergen und Thälern, auf den Almen und in den Wäldern
erschallen die übermüthigen Gesäuge der „Almlieder", der „Holzknecht-", „Jäger-" uud
„Wildschützeulieder". Weuu jeder Meusch seine Heimat liebt, so hängt ja der Alpen-
bewohner Steiermarks insbesondere mit ganzem Herzen an seinen Bergen, an dem Lebe«
auf der Alm, das er so prächtig im Liede zu preisen weiß.
Aus der Alma, da is halt I wünschet ja an jedn
A Freud' uud a Lebn, Die Freud uud das Vergnüg»,
Da thnts die schönste» Schwoagerinnen A solcher, der das Absterbn hat.
Und schöne Kalma gebn. Der »maß a frisch Blnat kriegen.
Auch die „Schwoageriu", die Seuueriu iu ihrer Hütte siugt von den Schönheiten
der Natnr ans der luftigen Höhe und schickt einen schallenden „Jnchezer" der Sonne
entgegen:
In aller Frnah, wenn d'Snnn aufgeht, Den Almen und 'n Hochgebirg
Dös is ja wohl a Pracht, Gibt d'Snnn ihr erste Ehr und Zier,
Do wuudr' i i»i a guati Weil, Am Laud und in dem tiefen Thal,
Was Gott so schön hat g'macht; Gibts Nebel überall. Juche!
I »in»« a Butterstritzl
Und a soastes Kitzel,
A edle Toafseut Äpsel und an Brei»
U»d au Floade» Höing
Nehm i a a wenig,
In a Pitscherl süßeu rotheu Wein! Du nimmst Ei'r im Kerbel
Und a Schmalz im Scherbel,
Von Ziwewn a Loabl Klctzenbrod,
Damit das kleine Lappal,
Hat a gutes Pappal,
Uud bisweilen a an Zuzl hat!
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch