Seite - 184 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Bild der Seite - 184 -
Text der Seite - 184 -
184
Aber auch unten im Dorfe erklingen die Lieder und schon gar in der „Samstag-
uacht", die iu so iuuigeu Beziehungen zum Liebeslebeu steht, drum singt auch der Bursche:
I freu mich auf d'Samstagnacht, da geh i zu mein Madl,
Stoansteirijch tanzen könn ma ja, sie draht si wiar a Radl!
Auch ertöut mauches „Gassellied" uud artet wohl gar zum „Gafselstreit" aus, in
welchem jeder Bursche sein Dirudl preist. Dieses aber schmückt sich zu solcher Zeit uud
putzt sich, weuu es den Liebste» erwartet, besonders heraus:
A Bliiamerl im Mieda, Na heut wird er schaun,
A Blüamerl am Hnat, Heut hab i's grad guua,
Ast hat der Bua g'sagt. Und a dnnkelgreans Bandl,
Daß ihm gfallet so gnat. Das steht wohl dazna.
Daß der Jäger, weun er den Stutzen auf dem Rücken und den Bergstock in der
Hand ins Gebirge steigt oder den Wald durchstreift, ebenfalls sein Lied singt und seine
Jodler erschallen läßt, ist wohl selbstverständlich, besonders der „Gamsjager", welcher-
aus der Regiou des Hochgebirges selten herauskommt:
Wannst willst am Gamsberg gehn, Da mnaßt di znwischleicha,
Mnaß sein 's Wetter schön, San ja gar weit weg.
Da siagst ast dort und da, Aft kannst es owaschiaß'n
A Schöberl Gamserln stehn; Anf'n Fleck.
Und jeder Jäger preist sein Waidwerk, mag dies den „Gamserln" oder dem „großen"
oder „kleinen Hahn" (Auerhahn und Schildhahn), dem Reh oder dem Hirsch gelten.
Der Wildschütz, „Wildpratschütz", singt gerne von seinem Zusammentreffen mit dem Jäger,
wobei der letztere stets schlecht wegkommt, und preist sein Handwerk „der wilden Jägerei":
Willst Bua in Gamsberg steign, Die Gamserln awa z'schiaßen,
So mnaßt dei Schneid bewahrn, Ders di nit vadriaßn,
Und derfst koan Jaga scheuchn, Schiaß nur tüchti zna,
Derfst koa Pulver sparn, Mei liawa Bua!
So mahnt der „Wildpratschütz" den jungen Anfänger.
Der Bauer im Dorfe dagegen, insbesondere im Mittellande, wo die reichen Korn-
felder wogen uud der als Nahruugsmittel im Lande so wichtige Buchweizen gedeiht,
besingt den Bauerustaud uud seiue Freuden, auch wohl seine Leiden. Die armen Holz-
knechte im Wald sind übler d'ran als der wohlhabende Landmann, aber auch ihr Lied
erkliugt gar frisch:
Uud die Holzknechtbuam müssen früh aufstehn,
Müssen 's Hackel nehma und in Holzschlag gehn,
Wenn die Suuu schön scheint und das Hackel schueidt,
Ham die Holzknechtbnama halt die größte Freud.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch