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Sulmthale ausgeprägt, aber mit mancherlei Abweichungen und Schwächungen pflanzt sie
sich trotz Mnr und trotz Raab bis an den gedachten nordwestlich streichenden Gebirgszug
fort uud selbst weit jenseits der Miirz, um Aflenz, Maria-Zell und Eisenerz hernm wird
man durch vereinzeltes „sou", „wonnn" und dergleichen noch an sie erinnert. Von der
Stub- und Gleinalpe her erhält sich die reinere Vocalisation bis über das Grazer Feld
hinaus; aber freilich, zwischen der Pack, dem Rosenkogel und der Landeshauptstadt liegt
dafür ein um so eigenthümlicheres mundartliches Gebiet, auf welchem das bajuvarische
trübe a, auch zum Theil dessen e und o mit dem hellen a eines anderen deutschen Stammes
um die Oberhand ringt, nm Hitzendorf herum mit mehr, anf dem Stainzer Boden mit
weniger Erfolg.
Tritt nun das Mundartliche in Obersteier auch geschlossener auf, so läßt sich doch
nicht verkennen, daß es sich gegen Oberösterreich, wohl der alten Verbindung mit den
Wels-Lambachern, den Trannganern und ihrer Stadt Stira eingedenk, gern schmeidigt.
Dem Obersteirer diesseits der Enns kommt das Österreichische allerdings geschäftig wie
die Sprache eines Krämers vor uud das Volkslied des Steirers ist lyrisch, während das
des Oberösterreichers mit Vorliebe erzählend nnd schwankhast auftritt; auderseits ist es
aber doch auch wieder bezeichnend für die gute Nachbarschaft, daß das für echt steirisch
geltende „Hoamweh": „Wo i geh' und steh', thnat mir's Herz so weh' um mei Steier-
mark n. s. w." vom Oberösterreicher Anton Schoßer (1801 bis 1849) herrührt, dessen
Mnse so recht zwischen der Enns und der Traun daheim war. — Für den Umstand, daß
Kärnten einst so tief ins Obersteirische hinein ragte und die Grenze zwischen beiden
Ländern sich so spät (1035) erst endgiltig festsetzte, ist es ausfallend, daß die mundartliche
Vermischung zwischen hüben und drüben nicht größer ist. Schon anf dem Obdächer Sattel
verlieren sich das Füllsel „lei", die verkleinernden „-lan", die Mehrzahlendnngen ,,-uau"
und die schwachen Perfeetbildnngen wie „g ' lachu"„Aft" oder „aftu" steirisch nnd
„uacher" kärntnisch trennt stellenweise auffallend, wo nicht die vermittelnde tantologische
Formel „aft nacher" auftritt. Am gedachten Sattel uud am Einödpaß steifte sich ein alter
Tanriskerrest gegen die späteren Grenzkarantanen. Mehr Kärntnisches drang über die
Pack ins obere Kainachthal, denn die „blüaweißn Zanla", die „brinnroatn Wangla", die
„Tänbla" und „Stanla" haben nicht weit auf die „Zahnlau", „Wauglau" u. f. w. im
Lavautthale, nnd wenn beispielsweise der Voitsberger anf die Frage des Gutsherrn nach
Rebhühueru dummpfiffiger Weise antwortet: „Na, uu(d) scha wia! Oali Boamlau seud
vull va se(n)", so sind wir mit diesem Mehrzahldativ von „so" ganz entschieden auf
kärntnischem Dialeetboden. — Salzburgisches drang über Tamsweg und den Radstadter
Tanern ins Land, sickerte aber kanm fühlbar dnrch den Mandlingpaß ins Ennsthal, das
' gelacht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch