Seite - 204 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Bild der Seite - 204 -
Text der Seite - 204 -
204
Schwankhafte und das gehaltvolle Gelegenheitsgedicht. Gefühlvoll sind aber die nach-
stehenden, „Sirius" überschriebenen Strophen:
Mei Müaterl is g'sessn in Großahnlstuhl;
Bis Nocht wird, do thuat ihr as Rostn scha wühl.
Und long schaut's af s Fensta, oft sogt sie gonz lind:
Jh nlnaß da wos sog'n, geh her, mei liabs Kind.
Siachst dort anf'n funkelnden himmlischen Zelt,
Wo Hirz da liab Herrgott grod zält sein olts Geld,
Dort, wo er hat anfg'richt' sein gnldanan Thron
Und anssizoln wird amol Niad'n sein Lohn: Do glonz'n und finkerln unmigla viel Stern,
Se lencht'n uns Menschen wnl nohand und fern;
Und oana dort, fiachst'n, Bua? glonzt der uit fein?
Dersel mit'n roth'n und grüanladn Schein?
Viel hundert mol hob ih den Stern wul betrocht',
Wouu ih die gonz Nocht ba dein Wiagerl dnrchwocht.
A du sullst, so oft du'u siachst, denk'n auf mih
Und schickn an Senfza zan Himmel für mih.
Wer woaß, ob ih'n hennt net zan letzt'nmol g'segn! —
Und richti, togs drauf is s' am Lod'n scha g'legn!
Da Stern Hot wul g'fuuklt a grod so wia eh'r,
As Muata-Aug oba, dös siacht'n nit mehr."
Frisch, treffend und schneidig sind die Liedchen, welche Franz Legwarth feuilleto-
nistischen Schilderungen des Kirchtagtreibens, des Bergmannlebens, des Liebeschäkerns und
dergleichen einzuverleiben versteht. Legwarth, 1861 in Wildon geboren, ist Präsidial-
kanzlist bei der k. k. Fiuauz-Laudesdirectiou in Graz und pflegt gute Nachbarschaft mit
Morre; „Da schorfi Hund" möge seine Weise darthnn:
„Sprengt mei' Kastor an ong'schossnan Hosn in Boch,
Oba d' Wänd' war'n eam z'gach und d'rum geht er'n net noch;
Wos bleibt ma do übrig, ols selba mi z'biag'n,
Schön vürsichtig, wann i dos Bratl will kriag'n.
So knia i mi nieda, da Hund neb'n mir.
Der springt und der tanzt scha vnr lauta Begier.
Dos Haserl, dös Hot si in Bosch'n vahängt,
I hon's a scha richti ba d'Löffl dag'lengt.
I nimm ma an Onrand, so, hiatzt hon i' hn fest;
Da Kastor is eh scha ganz narrisch soft g'west —
Do sliagt 'r auf mi scha so sickarisch on:
I soll eini in Boch und da Hos schwimmt davon!"
Ein tiefes Gemüth, ein feines lyrisches Talent bekunden die mundartlichen Gedichte
der Frau Marie Kartsch, geboren in Salzburg 1848, Tochter des Dichters der ober-
österreichischen „Feldbleamln", Enkelin des Decorations- uud Landschaftsmalers I. Kübler,
in Kindberg wohnhaft seit 1869. Dichterische und künstlerische Begabung sind denn auch
in dieser merkwürdigen Frau vereinigt uud zu schöuer Blüte gediehen. Marie Kartsch ist
eine Blumenmalerin von Ruf, und als Dichterin, als Erzählerin, in: Mundartlichen wie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch