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Den alten Paradeis- und Weihnachts-, den Passions- nnd Dreikönigsspielen schlägt
der Dialeet wenigstens ins Genick; in den Bauernspielen und Volkseomödieu ist sicher die
lnstige Figur mundartlich ausgestattet; was iu sonstigen Spielen und Volksbelustigungen
scenisch ist, fiudet im reinsten Dialeet seine Auseinandersetzung, und in den Weihnachts-
und Krippenliedern ist Alt-Mundartliches zu erfragen.
Die gedachten „Geschichtsblätter" (1880 bis 1885) haben viel mundartlich Werth-
volles zutage gefördert.
Der Vorderubergerin „Frau Maria Elisabeth S tampfer Hausbuch", gleichfalls
von I. von Zahn herausgegeben, Wien 1887, plaudert treu- und warmherzig aus den
Zeitläufen von 1666 bis 1694.
Was von Lnthers Tagen ab von Nikolaus von Wyle, dem Eßlinger Stadtschreiber,
von Achilles P i rminius, vom Wiener Gelehrten Wolfgang Lazins, von Johann Rasch
aus Pöchlarn, vom Züricher Konrad Gesner, vom Oberpfälzer Se ioppius und anderen
Männern der österreichischen, also auch der steirischen Mundart zu Glimpf und Schimpf
geschrieben worden ist, findet sich je an seiner Stelle in Ad. Soe ins „Schriftsprache und
Dialecte", Heilbronn 1888.
In unserem Jahrhundert wnrde die Sangeslust des Volkes durch den unvergeßlichen
Erzherzog Johann neu geweckt. „Als Freund der Alpen und Schützer des Charakters
ihrer Bewohner hat er auch au ihren ländlichen Freuden theilgenommen, insbesondere
ihrem heiteren und gemüthlichen Volksgesange gerne nnd mit vollem Verständniß gelauscht:
und daraufhin entstanden jene vielen Sammlungen von Steirischtänzen und Liedern, wie
sie das landschaftliche Archiv aufbewahrt und wie sie sich in Händen von Privaten befinden.
Diese Sammlungen begannen in den Zwanziger-Jahren und fanden ihren Abschluß mit Ende
der Vierziger-Jahre durch die politischen Ereignisse (Dr. Werte)." Des Preisausschreibens
für derartige Liedersammler und des merkwürdigen volksthümlichen Wettsingens 1840 in
Graz gedenkt Schlossar. Neuere Sammlungen haben die älteren aufgenommen und
wesentlich bereichert, und heutzutage stehen als Behälter des steirischen Volksliederschatzes
im Vordergrunde: „Deutsche Volkslieder aus Steiermark", herausgegeben 1881 von
Dr. Anton Schlossar (vornehmlich Strophenlieder), Dr. Anton Werle 's „Almrausch"
1884 (zumeist Schuaderhüpselu), sowie des Erstgenannten „Steiermark im deutschen
Liede" 1880 (überwiegend Kunstpoesie) — nicht zu vergessen dasjenige, was Firmenichs
„Germaniens Völkerstimmen" im zweiten und dritten Bande beibringen.
Auch die lexikographische Aufsammlung des mundartlichen Wortschatzes geht auf
eine Anregung des Erzherzogs Johann, des durchlauchtigsten Gönners unseres Alpen-
landes, zurück. Wie nämlich der Erzherzog Fragebogen zu einer Landestopographie
ausgehen ließ, die ja auch schon die Sprache streiften, so hat er auch auf 27 Blättern im
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch