Seite - 214 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Bild der Seite - 214 -
Text der Seite - 214 -
214
häufiger sind und das Trocknen des Getreides auf dem Felde nicht thunlich machen. Ans
das Äußere des Hauses verwendet man besondere Sorgfalt; die weiblichen Hausbewohner
erachten es als ihre erste Pflicht, auf Reinlichkeit uud Nettigkeit zu sehen, — ist ja ein nettes
Haus die beste Empfehlung für eine heiratsfähige Tochter. Im Frühjahre müssen sie
demnach auch die Holzhäuser frisch tüucheu und den Sockel mit duukler Farbe anstreichen,
und zeigen mauche eine gar nicht geringe Geschicklichkeit, das Haus durch farbige Liuieu
uud Arabesken herauszuputzen. Einige sorgsam gepflegte Blumentöpfe mit Nelken uud
Rosmarin vervollständigen den angenehmen Eindruck, welchen ein so herausgeputztes
Heim auf deu Wanderer hervorbringt. Eine nur uoch seltene Sitte findet sich noch dort und
da, daß mau uämlich die Fleischkammern neben dem Wohngebände auf einem Balken in
Form eines Taubenkogels, zu dem man nur mittels einer Leiter gelangen kann, herstellt.
Die Einrichtung ist eine recht einfache, ein Tisch, Truhen, Bettgestelle, einige
Kasten machen das Mobilar ans; um die Wände nnd den Ofen laufen breite Bänke, die
im Winter oft auch als Betten dieueu. In der Ecke, wo der Tisch steht, finden sich das
Crucifix und rechts und links von demselben Heiligenbilder. Die Vermöglicheren sorgen
natürlich für ihre Bequemlichkeit auch besser, manche verfügen sogar über eigene Fremden-
zimmer, welche mit allem Nothwendigen sehr gut ausgestattet sind.
Der Bauer lebt fast ausschließlich von den Früchten, welche ihn? sein eigener Grund
und Boden liefert, manche besorgen selbst das Mahlen des Getreides auf eigenen Hand-
mühlen (Srmha) und bereiten sich auch den Brei auf eigene» Stampfen, welche mit dem
Fuße in Betrieb gesetzt werden. Jede sorgsame Hausfrau ist auch darauf bedacht, daß sie
stets einen genügenden Vorrath an eigenem Gespinnst und Hausleinwand im Kasten habe.
In Bezug auf die Nahrung sind die Slovenen sehr mäßig. In den Gebirgsgegenden
liebt man stark geschmalzene Speisen und ißt öfter des Tages, in den Weingegenden sind
dagegen die Winzer — der Noth gehorchend — wahre Mnster von Anspruchslosigkeit, da
sie oft nur einmal des Tages kochen und sich zu den übrigen Mahlzeiten mit den Resten
der ersten begnügen. Fleisch kommt nur zu Festtage» und in der Faschingszeit ans den
Tisch, wenn jeder, der es halbwegs erschwingen kann, ein oder auch mehrere Schweine
schlachtet, um sich mit Fleisch uud Fett für das ganze Jahr zu versorgen. Mancher
vergißt dabei auch wohl der mageren Zukunft nnd zehrt mit Freuden von dem Segen
Gottes, bis die Vorrathskammer vorzeitig leer wird. Unter den Mehlspeisen sind am
beliebtesten die .Aibaiüee", welche aus mehreren Lagen feinen Teiges bestehen, zwischen
welche Käse und Rahm mit Zuthat von Nüssen und dergleichen gestrichen wird, und die
,kvasenice" und ,krapei", gebacken?, mit Eiern, Käse und dergleichen bestrichene Speisen.
Das Leben des Menschen umgibt der Volksglaube der Slovenen mit mancherlei
sinnigen althergebrachten Gebräuchen, deren Sinn und Zweck dem Verständniß allerdings
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Steiermark, Band 7
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Steiermark
- Band
- 7
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1890
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.09 x 22.51 cm
- Seiten
- 432
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch