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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Steiermark, Band 7
Seite - 220 -
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220 versammeln, erscheint sie. Abends versammeln sich die Nachbarn im Trauerhause, beten für des Todten Ruhe und siugeu. Am Begräbuißtage früh legt man den Todten in den Sarg und stellt denselben vor die Hausthüre, wo ein redegewandter Mann die guteu Eigeuschafteu des Todten feiert und Abschied von ihm nimmt. Das Forttragen der Leiche soll den Hausthiereu gemeldet werden. Das Begräbuiß findet gewöhnlich Vormittags statt, da um 12 Uhr die Todten den neuen Ankömmling begrüßen kommen und es für diesen leichter ist, einen solchen Besuch bei Tag als in der Nacht zu empfangen. In der Gegend von Gouobitz herrscht der Glaube, daß der zuletzt Begrabene so lange an dem Friedhofsthore Wache halten muß, bis der nächste begraben wird. Nach dem Begräbniß versammeln sich die Verwandten zum Todteuschmaus („se^mina", in der Murgegend ,knrmine"), eine Erinnerung an die alten heidnischen Todtengebränche. Die Seelen uugetauft gestorbener Kinder fliegen des Abends unter Zischen und Pfeifen durch die Luft. Das Volk nennt sie oder Wer sie hört und aus einem klaren Bache Wasser uach ihueu spritzt und dazu die Taufformel sagt, kaun sie erlösen. Jedenfalls darf mau nicht pfeifen, wenn man sie hört, oder über sie spotten, denn es ging sonst schlecht. Das Volk ist sehr gesangliebend nnd sieht die ganze Natnr mit poetischen Angen an. Die Vögel reden ihm eine verständliche Sprache, die Goldamsel erzählt dem Hirten, wo sich die verlorene Stute befinde, die Lerche fordert den Ackersmann zur Saat uud zur Arbeit auf, die Wachtel spottet der säumigen Arbeiter; am eigenthümlichsten ist es jeden- falls, daß mau der Lerche nachsagt, sie singe beim Aufsteigen, sie wolle den Herrgott erschlagen, bereue aber ein solches Beginnen, da sie sich beim Niederfliegen gleichsam entschuldigt, sie habe die Keule dazu vergessen. Ebenso wirken in dem Festkalender noch alte heidnische Naturanschauungen, ver- klärt durch den Einfluß des Christenthums nach. Weihnachten (boSie, ein Verkleiueruugs- wort aus LvF, Gott) ist so heilig, daß Derjenige, welcher an dem Tage stirbt, geraden- wegs in den Himmel kommt. Darnm ist sie auch zur Erforschung der Znknnft besonders geeignet. Spaltet man vor dem Gange zur Mette sechs Bucheuklötze und legt dieselben uach der Reihe der Monate von Osten gegen Westen nebeueiuauder uud streut auf jedes Stück ein Häufchen Salz, so erkennt man die feuchten und regnerischen Monate des künftigen Jahres, denn auf deren Klötzen ist das Salz zerflossen. Dasselbe kanu mau auch mit Zwiebelhälften erforschen. Als Festbrot bäckt man »och theilweise den ,kuc-kruk«, doch kennen wenige Hausfrauen die dazu nöthigen Ingredienzien. Das Hans wird geschmückt, die Krippe in der Ecke des Zimmers aufgestellt und eine Taube als Siuubild des heilige» Geistes über dem Tische aufgehängt. Abends deckt man den Tisch und legt drei Laibe Brod darauf, eines aus Roggen-, das zweite aus Heiden- und das dritte aus
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Steiermark, Band 7
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Steiermark
Band
7
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1890
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.09 x 22.51 cm
Seiten
432
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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